Im Gespräch mit zwei Großbauern
REST DER WELT / GRAZ / STYRIARTE / SCHÖPFUNG
05/07/10 "Heimat" ist Thema vieler Styriarte-Programmpunkt heuer, und da lässt sich auch Haydns "Schöpfung" recht gut unterbringen. Schließlich bedeutet auch Religion Beheimatung – und Baron van Swietens Text schildert dieses Zuhausesein so unkompliziert gerundet wie nur.
Von Reinhard Kriechbaum
"Ein vollkommenes gerades, ja fast bäuerliches und ganz liebevolles Herangehen an das Leben" - so beschreibt Nikolaus Harnoncourt Haydns Tonmalereien: "Es wirkt so, als ob Haydn gestern erst mit dem Schaffenden Großbauern das Ganze besprochen hätte, also mit Gott."
Mit den Absichten des zweiten Großbauern Harnoncourt gehen der Concentus Musicus und der Arnold Schoenberg Chor geradezu intim um. "Die Schöpfung" ist ja für Harnoncourt, der sonst Musik durchaus auch mal wieder weglegt, eine Konstante. Das ist alles eingespielt und doch ganz weit weg von bloßer Routine. Und so entdeckt man jedes Mal wieder Einzelheiten im Schöpfungs-Kosmos. Täuscht es, oder ist diesmal die Sonne besonders multikolor, aufgegangen,. Safrangewandet, rosenfingrig sind die Attribute in der Odyssee: Bei Harnoncourt/Haydn war das diesmal so recht anschaulich nachzuhören …
In der eingespielten instrumental/vokalen Seilschaft weiß jeder ums genaue Tarieren. Das verhindert von vornherein grelle Überzeichnungen, wie sie beispielsweise Sir Simon Rattle mit den Berliner Philharmonikern im selben Werk produziert.
Dorothea Röschmann ist Harnoncourts Lieblingsbesetzung für Gabriel und Eva. Als erste Frau, deren subalterne Stellung bekanntlich heutzutage Feministen beiderlei Geschlechts stark verwundert, bringt sie durchaus Selbstbewusstsein ein. Werner Güra ist als routinierter Liedsänger ein verlässlicher Botschafter der Zwiogespräche zwischen Haydn und den beiden Großbauern. Aufhorchen ließ der Bassist Thomas E. Bauer, der erstaunliche Ironie einbrachte. Da kam Lachen auf, als er den ersten Löwen losbrüllen ließ.
Wiederholung heute, Montag (5.7.) um 20 Uhr im Grazer Stephaniensaal. - Hörfunkübertragung am Sonntag, 18. Juli, 11.03 Uhr, Ö1. - www.styriarte.com
