Hard Barock
STYRIARTE / OPER / FUX
03/06/19 Eine Bedienungsanleitung für Barockopern würde wohl mit den Worten „made in London or Venice, © Händel, Monteverdi, Vivaldi GmbH“ schließen. Hinter diesen großen Namen verschwiege sie allerdings die musikalische Gegenwart eines unbekannten Bauernsohns aus Hirtenfeld bei Graz: Den Namen Johann Joseph Fux lässt die styriarte 2019 wieder auferklingen.
Es heißt, der Steirer Johann Joseph Fux (1660-1741) schrieb barocke Opern wie ein Italiener. Seine heute weitgehend vergessene Musik war zu Lebzeiten ihres Komponisten allerdings nicht unerhört geblieben: 1723 war seine Oper Costanza e Fortezza ein Jahrhundertereignis der Operngeschichte. Interessierte Menschen aus ganz Europa sollen damals nach Prag gepilgert sein, um bei einem prachtvollen Opernfest zur Krönung von Kaiser Karl VI. zum böhmischen König dabei zu sein. Dreihundert Jahre später wünscht sich die styriarte ähnliche Völkerwanderungen zu Ehren des Komponisten – diesmal nach Graz.
Sechs Jahre lang läuft – von 2018 ausgehend – nun das Fux.Opernprojekt in der styriarte. Das Opernensemble rund um den Italiener Alfredo Bernardini und sein Zefiro Barockorchester scheint sich also innig für die Musik des Österreichers begeistert zu haben. Für Johann Joseph Fux kommt die Wiederentdeckung seiner Opern zwar zu spät. Aber seine mumifizierte Musik liegt noch aufgebahrt in Lederprachtbänden in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.
Mit der Fux-Oper des Sommers 2019 bricht die styriarte wieder die Grabesruhe: Was der steirische Komponist damals dem Habsburger Karl VI. im Jahr 1714 zum Geburtstag darbot, soll heute für alle hörbar sein: Dafne in Lauro, also „Dafne im Lorbeer“ lautet der Titel – nicht etwa, weil die schöne Nymphe im Lorbeerbaum sitzt, sondern weil sie sich in einen solchen verwandelt. Der Countertenor Raffaele Pe singt die Rolle des sie begehrenden Apollo. Sein Konterfei zierte jüngst die Titelseite der wichtigen italienischen Klassik-Zeitschrift Amadeus, nachdem er sich mit Cäsar-Arien und Scarlatti-Kantaten in der Heimat einen großen Namen gemacht hat. Doch Arianna Vendittelli, sie singt die Dafne, hat schon im Julo Ascanio 2018 bewiesen, dass sie der Macht des Moments widerstehen kann.
Dass Dafne in Lauro den Vergleich mit Monteverdi und Händel nicht zu scheuen braucht, davon ist Alfredo Bernardini überzeugt. Der römische Dirigent und sein Barockorchester Zefiro widmeten sich zuletzt den Brandenburgischen Konzerten von Bach. In Graz wollen sie nun beweisen, dass auch die unbekannte Opernkunst von Johann Joseph Fux wert ist, gespielt und gehört zu werden. (styriarte/dpk-jw)