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Neues von einem noch zu Entdeckenden

TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE

06/09/13 Klangdelikatessen von Mieszyslaw Weinberg, Robert Schumann und Mozart am vierten Abend der Traunsteiner Sommerkonzerte mit Julia Rebekka Adler, Andreas Ottensamer und Jascha Nemtsov.

Von Elisabeth Aumiller

123In der Nachfolge von Dorothee Ehrensberger bei den Traunsteiner Sommerkonzerten setzt nun Imke von Keisenberg erfolgreich die Idee fort, neuere Musik mit  Traditionswerken der Vergangenheit zu kombinieren und als roten Faden einem Komponisten die Präsenz in allen Programmen zu geben. In diesem Jahr ist es der polnische Komponist Mieczyslaw Weinberg. 1919 in Warschau geboren, flüchtete der junge Jude 1939 vor den deutschen Besatzern in die Sowjetunion, Einen Tag nach seinem Abschlussexamen (1941) dort gelang ihm die Flucht vor den deutschen Truppen nach Mittelasien. Seine Familie wurde 1943 bei der Auflösung des Warschauer Ghettos ermordet. Weinberg  lebte später in Moskau. Als Komponist wurde er von Musikern in seinem Umfeld sehr geschätzt, findet aber erst in jüngster Zeit wachsende öffentliche  Anerkennung.

Weinbergs Sonate op.28 für Klarinette und Klavier aus dem Jahr 1945 gewann vom ersten Takt an die konzentrierte Aufmerksamkeit der Zuhörer. Geheimnisvoll zart steigt die A-Klarinette in einer Einleitungskadenz  aus der Tiefe auf, der sich das Klavier in lebendiger Gangart  dazumischt.  Andreas Ottensamer ließ den dunkelfarbig weichen Klarinettenton wie melancholische Rufe differenzierend tönen. Meditativ träumerisch wirkt die  ausdrucksvolle Stimmung. Jascha Nemtsov am  Klavier führte strukturierten Dialog  mit dem Bläser, steuerte auch Dissonanzen bei und ebenso fanfarenartigen Marschrhythmus. Bald nimmt man in der Melodieführung jüdische Elemente wahr, die nicht dick aufgetragen an die Oberfläche kommen, aber unterschwellig die musikalische Formulierung  in eindeutiger Klangsprache durchgängig färben. Tänzerische Bewegung kommt auf,   virtuose Passagen beeindrucken, Klavier und Klarinette wechseln sich ab und finden wieder gemeinsam zu wiegender Melodik zurück. Fast romantisch verträumt sinniert das Klavier im 3. Satz. Spannung bauen die beiden Instrumente im Wechselspiel ihrer solistischen Kadenzpassagen auf.

Andreas Ottensamer ist seit 2011 Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker. Er  entstammt der Wiener Musikerfamilie, Vater und Bruder sind Soloklarinettisten der Wiener Philharmoniker. Der Pianist und Musikwissenschaftler Jascha Nemtsov, in Sibirien geboren, in  St. Petersburg ausgebildet, ist auf jüdische Musik, Komponisten und Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts spezialisiert. Er ist ein kompetenter Sachwalter für Weinbergs Œvre.

122Eine schwieriger verständliche Klangsprache führt Weinberg in seiner Sonate für Viola solo Nr.3 op.135 aus dem Jahr 1982. Dissonanzen, Intervallsprünge, seufzende Glissandi und abstrakte Tonfolgen sind hier vorherrschend. Die Bratschistin Julia Rebekka Adler zog alle Register ihres Könnens und beeindruckte mit Hingabe und Bravour in dem halbstündigen Solostück mit so ziemlich allen spieltechnischen  Möglichkeiten, die man auf diesem Instrument ausführen kann. Die Musik spricht zwar nicht unmittelbar an, verlangt Konzentration und Einfühlung des Zuhörens, aber das Publikum honorierte mit großer Zustimmung die fabelhafte Leistung der Bratschistin ebenso wie die Bekanntschaft mit diesem ungewöhnlichen Werk.  Julia Rebekka Adler schloss ihr Studium in Berlin 2007 mit höchster Auszeichnung ab, ist mehrfache Preisträgerin internationaler Wettbewerbe, ist Mitglied des Berliner Solistenoktetts und Solobratschistin der Münchner Philharmoniker.

Vertrautere Klänge brachte das exzellente Trio  mit Robert Schumanns Märchenerzählungen für Klarinette, Viola und Klavier op.132 und zum Abschluss mit Mozarts „Kegelstatt-Trio“  Es-Dur KV 498 für Klavier, Klarinette und Viola.

Bilder: dpk-E.Aumiller

 

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