Marienlob aus Mozarts Mund
MUSIKSOMMER ZWISCHEN INN UND SALZACH / RECREATION
25/09/12 Das Abschlusskonzert des „Musiksommers zwischen Inn und Salzach“ in Marienberg nahe Burghausen war zugleich der Auftakt zum herbstlichen Festival „Recreation“ der Salzburger Bachgesellschaft.
Von Hans Gärtner
Schade, dass er schon vorbei ist, der „Musiksommer zwischen Inn und Salzach“, der wieder manchem Zuhörer Herz und Sinn für werthaltige Klänge öffnen konnte. Die hohe Akzeptanz der Konzerte, die an den reizvollsten Stätten zu erleben sind, die die Gegend zwischen Chiemgauer Bergen und Inn-Salzach-Mündung bietet, war an der voll besetzten Marienberger Kirche abzulesen. Albert Hartinger war mit seinem Collegium Vocale der Salzburger Bachgesellschaft (13 erlesenen Stimmen) und dem Salzburger Barockensemble (7 Musikern mit Originalinstrumenten) angereist.
Im Festival „Recreation“ werden diesmal um die musikalischen Einflüsse auf den jungen W. A. Mozart beleuchtet. Neben Vater Leopold waren das Johann Ernst Eberlin und Michael Haydn. Diese „Quellen der Inspiration“ leugnete weder Mozart selbst noch kann sie die Forschung übersehen. So speiste sich die in München 1775 uraufgeführte Oper „La finta giardiniera“ aus Eberlins Offertorium zum 3. Advent „Benedixisti Domine“, so wie Impromptus Leopold Mozarts mit den „Litaniae Lauretanae“ aus „Wolferls“ Feder stellenweise übereinstimmen. Wer die Werke mit diesen von Albert Hartinger verdienstvoll gegebenen Voraus-Infos – in der werkgerechten, schlackenlosen Wiedergabe durch den kleinen solistisch besetzten Chor und die Könnerschaft der Instrumentalisten – aufnahm, kam wohl selbst auf eine weitere Kongruenz, nämlich die zwischen der gehörten Musik und der Kirchenarchitektur. Bei der Weihe der Marienberger Kirche 1764 war W. A. Mozart acht Jahre jung. Gespielt hat er hier nie, auch keines seiner Werke ist mit Marienberg verbunden.
In W. A. Mozarts – gewiss oft aufgeführter, populär gewordener – „Spatzenmesse“ baute Albert Hartinger, zweifellos mit Bedacht, zwei „Einfluss“-Stücke ein: Michael Haydns „Ave Maria“ und Leopold Mozarts „Beata es Virgo Maria“. So fand das Marienlob aus Mozarts Mund auch eine theologisch begründete Ergänzung. Wie schon in den der „Spatzenmesse“ vorgeschalteten Stücken – J. E. Eberlins einziges je gedrucktes Opus, die 1747 komponierte Toccata Tertia, stimmte feierlich auf alles Folgende ein – erfreute meisterhaft gebotenes Vokales und Instrumentales das Herz eines jeden Freundes geistlicher Musik.
Nichts gegen den unentwegten Einsatz der erlesenen Stimmen – aber vielleicht hätten die Missa-„Einsprengsel“ zu Graduale und Offertorium besser durch rein Instrumentales, etwa eine der zahlreichen Kirchensonaten Mozarts, ersetzt werden sollen. Freilich: dann wäre Hartingers Konzept nicht ganz aufgegangen. Es war also schon gut so. Hartinger scheint ein Faible für Michael Haydn zu haben und setzte als Zugabe, a capella, mit dessen flehentlichem „Salve Regina“ dem Marienlob noch eins drauf. Diesmal von einem, der Mozart den Weg wies.