Via Kurorchester ins Berufsleben
REST DER WELT / BAD REICHENHALLER PHILHARMONIE
31/05/11 Die Bad Reichenhaller Philharmonie wird eine Art „Zweigstelle“ der Münchner Musikhochschule - und damit zum Sprungbrett für junge Dirigenten, Instrumentalisten, Sängerinnen und Sänger. Mit 1. Dezember übernimmt Christoph Adt die Leitung der Bad Reichenhaller Philharmonie.
Von Elisabeth Aumiller
Kürzlich wurde der neue künstlerische Leiter der Bad Reichenhaller Philharmonie vorgestellt: Christoph Adt ist Vizepräsident der Münchner Musikhochschule, Dirigent und Professor für Orchesterleitung, Schulmusik und Oratorienausbildung. Zunächst wird Adt als Berater für die Programmgestaltung der kommenden Saison tätig sein. Ab 1. Dezember ist er dann künstlerische Leiter, als Nachfolger des bisherigen Chefdirigenten Thomas J. Mandl.
Adts Vertrag sei auf ein Jahr befristet, schließe aber die Mitbewerbung bei der Ausschreibung für die ab 2013 neu zu besetzenden Stelle des künstlerischen Leiters nicht aus, hieß es in dem Pressegespräch. Die Bad Reichenhaller Philharmonie ist das letzte ganzjährig tätige Kurorchester im deutschen Sprachraum, auch das einzige Berufsorchester im südwestlichen Bayern. Betont wird die Wahrung der „Authentizität des Orchesters“, was bedeute, dass die Programmwahl der zu spielenden Stücke auf die vierzigköpfige Orchesterbesetzung abgestimmt wird: „So erspart man sich Aushilfen, kann die Konzerte aus eigenen Kräften bedienen und erzielt eine Qualitätsstabilität mit den eigenen Musikern.“
Was für das vielbeschäftigte Orchester, aber auch für junge Musiker und Dirigenten wichtig sein wird: Der neue Leiter wird Eleven von der Münchner Musikhochschule mitbringen: „Junge Künstler in den Startlöchern einer professionellen Musikkarriere haben fortan die Möglichkeit, in Bad Reichenhall praxisbezogen zu arbeiten und sich die ersten Sporen auf dem Berufweg zu verdienen“. Lehre und Ausbildung war eine lang gehegte Idee von Orchestervereins-Vorstand Richard Griß, jetzt gehe man konkret in Richtung Akademie. Das Reichenhaller Publikum könne sich an begabten Jungmusikern und musikalischer Qualität erfreuen ohne dass zusätzlich von Seiten der Philharmonie „das große Geld investiert werden muss“.
Christoph Adt hat auch keine Berührungsängste mit Kurkonzerten, „um damit die Laufkundschaft zu bedienen“, schließlich sei auch Mozart einst Unterhaltungsmusiker gewesen. Er habe, so Adt, ein großes Herz für die zeitgenössische Musik, „die aber nicht publikumsfreundlich ist“. Veränderungen seien immer evolutionär und nicht revolutionär durchzuführen. Folglich werde er Zeitgenössisches nur als „Prise“ in das Programmgefüge, wo es bisher erfolgreich war, einstreuen.