„Lernet Holenia kennen“
WOLFGANGSEE LITERATUR 2010 / TRAILER SPEZIAL
03/09/10 Alexander Lernet-Holenia, Hilde Spiel, Leo Perutz: Schriftsteller, deren Namen jeder gehört, deren Werke nicht unbedingt jeder gelesen hat, stehen im Mittelpunkt der „Wolfgangsee Literatur 2010“. Von Freitag (3.9.) bis Samstag (4.9.) geht es um Romanverfilmungen der Wolfgangsee-Literaten.
Von Heidemarie Klabacher
St. Wolfgang war schon immer eine beliebte Sommerfrische für Schriftsteller. Hier sind literarische Werke entstanden oder angeregt worden, die die Initiative „Wolfgangsee Literatur“ einer breiteren Leserschaft in Erinnerung rufen will.
In den Fünfzigerjahren war Hilde Spiels Sommerhaus geistiger Mittelpunkt und „Literarischer Salon“: Heimito von Doderer, Thomas Bernhard, Friedrich Torberg und andere namhaften Gäste seien ein- und ausgegangen. Für die miteinander befreundeten Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia, Hilde Spiel und Leo Perutz sei St. Wolfgang „zweite Heimat und Kreativ-Refugium“ gewesen, so die Initiatoren der „Wolfgangsee Literatur“.
Lernet-Holenia und Hilde Spiel hatten hier ihre eigenen Villen. Leo Perutz war über Jahre Stammgast im sommerlichen St. Wolfgang - ausgenommen freilich seine Zeit im israelischen Exil. Jedenfalls hat Perutz hier intensiv an seinem Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“ gearbeitet. Hilde Spiels Romane „Verwirrung am Wolfgangsee“ und „Der Baumfrevel“ sind durch die Region stark beeinflusst.
Die Gegend übte ihren Reiz aber schon viel früher aus: Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbrachte Marie von Ebner-Eschenbach über zehn Jahre lang ihre Sommer in St. Gilgen. Sie sei begeistert gewesen, von der "prachtvollen Umgebung", die sie zu zahlreichen Werken angeregt habe, so die Initiatoren der „Wolfgangsee Literatur“. Seit 2004 erinnert die Initiative an die in der Region „heimisch“ gewordenen Literaten und deren Werke, und versucht, sie den Menschen von heute (wieder) nahe bringen.
Heuer geht es um Romanverfilmungen. Romane der Weltliteratur dienten renommierten Regisseuren immer wieder als Filmvorlage. „Der alte Mann und das Meer“ oder „Doktor Schiwago“ aus der Frühzeit des Films sind Cineasten bis heute ein Begriff. Auch Romane von „Wolfgangsee-Literaten“ sind verfilmt worden.
In Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria zeigt „Wolfgangsee Literatur 2010“ ein „Trailer-Spezial“ mit Frank Hoffmann: Im Zentrum stehen Filme, denen Romane von Leo Perutz und Alexander Lernet-Holenia zugrunde liegen. Am Freitag (3.9.) wird der Film „Meister des jüngsten Tages“ (nach dem Buch von Leo Perutz) gezeigt: 1990 verfilmt von Michael Kehlmann, mit Miguel Herz-Kestranek und Helmut Lohner in den Hauptrollen. Das ist ein vielschichtiger Krimi um mysteriöse Selbstmorde im Wien der Jahrhundertwende. Am Samstag (4.9.) steht „Spionage“ – Oberst Redl (nach dem Buch von Alexander Lernet-Holenia) auf dem Programm: bereits 1955 verfilmt von Franz Antel, mit Oskar Werner und Barbara Rütting in den Hauptrollen. Erzählt wird die authentischeGeschichte des Oberst Alfred Redl, der aufgrund seiner Homosexualität vom russischen Geheimdiensterpresst und zur Spionage gezwungen wird.
Durch beide Abende führt Frank Hoffmann, Schauspieler, Regisseur und Intendant, der zwanzig Jahre lang die ORF-TV-Sendung „Trailer" gestaltet und moderiert hat.
Mit „Wolfgangsee Literatur“ wolle man, so die Veranstalter, auch künftig rund um den Wolfgangsee literarische Akzente setzen. Neben Lesungen renommierter Persönlichkeiten aus dem Werk der „Wolfgangsee“-Literaten und neben den jährlich stattfindenden Literaturtagen und Symposien, werden auch junge Autorinnen und Autoren präsentiert. Heimstatt der Initiative ist der von Josef Symon gestaltete „Literatenpark am Wolfgangsee“ mit Denkmälern von Alexander Lernet-Holenia, Leo Perutz und Hilde Spiel.