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Max Reinhardt war zufrieden

HINTERGRUND / MONDSEER JEDERMANN

05/07/18 1920 war der „Jedermann“ das erste Mal vor dem Salzburger Dom zu sehen, zwei Jahre später schon initiierte man den „Mondseer Jedermann“. 110 Leute aus der Region sind in der Spielgemeinschaft engagiert.

Sehr schnell erlangte der Mondseer Jedermann Bekanntheit: „Es ist kaum zu glauben, dass es unweit von Salzburg noch einen weiteren so guten Jedermann gibt, … dies ist ein glückliches Theater!“, sagte damals Theaterregisseur Max Reinhardt, der den Mondseer Jedermann 1933 sah. Da stand der Mondseer Jedermann also schon im elften Jahr. Spielpausen gab es nur während des Zweiten Weltkriegs und in den 1970er Jahren. Im Jahr 1981 wurde nach einer Unterbrechung der „Spielbetrieb“ wieder aufgenommen. Seither steht die Spielgemeinschaft – sie besteht mittlerweile aus ca. 110 Mitgliedern – jährlich im Sommer auf der Bühne.

„Dieses Mysterienspiel lebt von seiner Tradition“, sagt Ute Lechner. Sie ist Obfrau der Spielgemeinschaft, für die Gesamtleitung zuständig und dem Ensemble bereits seit sechzig Jahren treu. „Wir wollten und wollen bewusst keine großen Veränderungen der Inszenierung, auch der Text ist ursprünglich – so wie ihn der Dichter Franz Löser verfasst hat.“ Mit dem Mundart-Jedermann wollte man das Spiel auch dem „gewöhnlichen“ Volk zugänglich machen. „Der Besuch des Salzburger Jedermanns war zu Beginn des 20. Jahrhunderts nämlich nur für die gehobene Schicht leistbar“, erklärt Ute Lechner. „Franz Löser schrieb daraufhin den Mondseer Jedermann. Man sprach da auch von „Festspielen des kleinen Mannes“. Hugo von Hofmannsthal hat die Mondseer Version für gut gehalten und genehmigt.

Lange Zeit durften nur „waschechte Mondseer“ beim Jedermann mitspielen. Mittlerweile finden sich unter den Mitgliedern aber viele Tiefgrabener, St. Lorenzer oder Innerschwander. „Auch hier ein ‚Jedermann‘ für jedermann“, sagt Ute Lechner. Wäre man auf Mondseer Darsteller allein angewiesen, gäbe es ein Personalproblem. Was sich sonst noch verändert hat? In puncto Technik gab es logischerweise Neuerungen, und es gibt auch eine Schlechtwetter-Ausweichmöglichkeit in den Festsaal im Schloss Mondsee.

Die „Jedermänner“ wechseln in Mondsee nicht so häufig wie in Salzburg. Nur sechs wurden in der Mondseer Aufführungsgeschichte verbraucht: Josef Bunk, Josef Hager, Kurt Graf, Robert Bichlbauer, Hans Greger-Gubi und Willi Meingast. Ähnlich ist es mit den Regisseuren: vor 31 Jahren der Wiedererwecker Kurt Graf, dann der „Altjedermann“ Robert Bichlbauer, „Altjedermann“ Hans Greger-Gubi. Auch seit 2014 führt der Darsteller der Titelrolle, Willi Meingast, Regie.

Ute Lechner über die gegenwärtige Nachfrage: „Die jährlich steigenden Besuchszahlen bezeugen, dass unser Stück gefällt, thematisch aktueller denn je ist, und viele Menschen anspricht und auch betroffen macht.“ Das mag auch an der Leidenschaft liegen, die jeder einzelne in der Spielgemeinschaft mitbringt. „Bei uns geht es unter die Haut: Jeder Mitwirkende geht voll in seiner Rolle auf. Wir nehmen das Spiel wirklich ernst – und während der Spielzeit gibt es keinen Urlaub: Wir haben dann Jedermann.“ (sage&schreibe)

Aufführungen heuer: 14., 21. und 28 Juli, 11., 15. und 25. August, jeweils 20.30 Uhr, Freilichtbühne im Karlsgarten (rechts neben der Basilika) – www.mondseer-jedermann.at
Bilder: Mondseer Jedermann / Erich Unterengsbacher

 

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