Ein Unikat und ein Vorbild
AUSZEICHNUNG / MARKUS HINTERHÄUSER
10/04/15 Markus Hinterhäuser, derzeit Leiter der Wiener Festwochen und designierter Intendant der Salzburger Festspiele, erhält am Sonntag (12.4.) den Musikpreis des „Heidelberger Frühling“.
Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung würdigt Persönlichkeiten, die sich für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzen. Das Festival „Heidelberger Frühling“ vergibt die Auszeichnung jährlich abwechselnd an Kulturschaffende oder Kulturjournalisten, die sich substanziell und nachhaltig für die Vermittlung von klassischer Musik einsetzen.
Die Auszeichnung wird vom Baustoffhersteller HeidelbergCement gestiftet, dem Gründungspartner des „Heidelberger Frühling“, der dem Festival seit 1997 als Hauptförderer verbunden ist. Frühere Preisträger sind der Klarinettist und Komponist Jörg Widmann und die Musikjournalistin Eleonore Büning.
Die Jury gehörten heuer unter anderem die Journalisten Manuel Brug (Die Welt), Eleonore Büning (FAZ), Peter Hagmann (Neue Zürcher Zeitung) und Wolfgang Schreiber (Süddeutsche Zeitung) an. „Selten findet man einen Künstler, der nebenbei auch als Kunstermöglicher unterwegs ist und auf beiden Bühnen so starke Zeichen setzt wie Markus Hinterhäuser“, heißt es in der Begründung der Jury.
„Zuallererst ist er ja, auch wenn die Pressespiegel das in jüngster Zeit oft nicht mal mehr erwähnen, ein profilierter und erfolgreicher Konzertpianist. Bewährt, begehrt als Liedbegleiter, auch als Kammermusikpartner, erzielt er mit seinen Lesarten zeitgenössischer Soloklaviermusik nachhaltige Wirkung. So schrieb er, um nur ein Beispiel zu nennen, Musikgeschichte, als er die russische Komponistin Galina Ustvolskaja erst für sich, dann für uns entdeckte, und schließlich deren sämtliche Klaviersonaten ersteinspielte: eine Referenzaufnahme, die jetzt schon zum zweiten Mal neu aufgelegt wurde. Zweitens arbeitet Markus Hinterhäuser seit über zwanzig Jahren als Konzertveranstalter und Festivalmacher. Nach einer steilen, freilich nicht ganz stolperfreien Musik-„Manager“-Karriere, die ihn vom „Zeitfluss“ 1993 in Salzburg bis an die Spitze der Salzburger Festspiele (2011; ab 2017) und der Wiener Festwochen (ab 2014) katapultierte, steht er heute als Ausnahmeerscheinung im Rampenlicht.“
Auch wenn „die Programme seiner diversen Festivals naturgemäß unterschiedlich ausfielen“, gebe es nach Ansicht der Jury doch „eine Besonderheit, die allen gemeinsam ist und die ein Hinterhäuser-Festival grundsätzlich von allen anderen guten und sehr guten Festivals unterscheidet“: „In jedem Detail der von ihm verantworteten Opern- oder Konzertpläne teilt sich die Gewissheit mit, dass die Musik (wie jede Kunst) eine historisch fundierte, soziale und politische Funktion hat: Sie wirkt als gesellschaftlich determinierte Kraft in die Gesellschaft zurück und kann helfen, sie zu verändern.“ Es sei einzigartig, wie Markus Hinterhäuser diesen kulturpolitischen Anspruch in Person, und zwar in aller Bescheidenheit, vertrete, wie er „seine ‚Mission‘ lächelnd, mit unangestrengter Ernsthaftigkeit, aber zugleich auch nimmermüder Neugierde und viel Lust am Anderen, Unbekannten, erledige“.
Der Jury ist auch aufgefallen, dass Markus Hinterhäuser „bei allen idealistischen Höhenflügen doch immer auf dem Teppich bleibt, hart in der Sache, freundschaftlich im Umgang mit den Künstlern, den Sponsoren, dem Publikum.“ Die Eloge schließt mit der Formulierung: „Hinterhäuser ist ein Unikat. Und: ein Vorbild.“ (Heidelberger Frühling/dpk)
Das Musikfestival „Heidelberger Frühling“ findet noch bis zum 25. April statt – www.heidelberger-fruehling.de
Bild: dpk-krie