Auch dort eine Salome - eine bessere
REST DER WELT / BADEN-BADEN
22/06/11 Seit sich die Berliner Philharmoniker aus Salzburg vertschüssten, sind logischerweise die ab 2013 stattfindenden Osterfestspiele in Baden-Baden Gesprächsthema Nummer eins am Ort. Mit der „Zauberflöte“ wird es losgehen.
Von Wolfgang Stern
In den Folgejahren stehen zu Ostern „Manon Lescaut" von Giacomo Puccini (2014), „Der Rosenkavalier" von Richard Strauss (2015) und „Tristan und Isolde" von Richard Wagner (2016) auf dem Programm. Man kann auf zahlreiche private Sponsoren verweisen, die dem Veranstalter ordentlich aushelfen. Es wird sich zeigen, wie das deutsche Publikum reagiert, ob es künftig mehr neugierig sein wird auf die Berliner Philharmoniker unter Rattle im Baden-Württembergischen Nobelkurort, oder ob sie Salzburg und die Sächsische Staatskapelle unter Thielemann vorziehen wird. Im Bild rechts: Indendant Andreas Mölich-Zebhauser und Simon Rattle merklich in froher Erwartung des Kommenden.
Pfingstfestspiele gibt es schon, zu deren Ende standen die dritte Aufführung der „Salome“, ein Liederabend von Elina Garanca und Mahlers „Sinfonie der Tausend“ auf dem Programm. Die Neuinszenierung der Strauss-Oper besticht durch Klarheit, immerhin wurde sie vom Routinier Nikolaus Lehnhoff umgesetzt. Er lässt sie in einem eher kubistischen Palasthof (Bühnebild: Hans Martin Scholder) spielen. In der Titelrolle stand eine der zur Zeit sicher besten Sängerinnen für diese Rolle zur Verfügung. Angela Denoke spielt grandios, ihre glasklare Stimme, die Sicherheit in allen Lagen, das Timbre sind der Rolle perfekt angepasst. Dazu kommt ihre Bewegungstalent, nicht nur beim Schleiertanz, wo sie katzenartig und kokett über die Bühne fegt. Eine erotisch erscheinende und bestimmt fordernde Tochter. Da durfte man, als Salzburger, hierorts nicht gerade verwöhnt durch die österliche „Salome“, neidvoll nach Baden-Baden schielen.
Auch in den anderen Partien konnten der musikalische Sachwalter des Abends, Stefan Soltesz, und sein sauber musizierendes Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, auf weitere gute Besetzungen verweisen. Alan Held als Jochanaan war ebenso überzeugend wie Kim Begley als Lüstling Herodes, Doris Soffel als Herodias zeigte Klarheit in Stimme und Wort, Marcel Reijans trug als Narraboth ebenso zum Erfolg des Abends bei.
Elina Garancas Liederabend mit einer Auswahl von Schumann, Berg und Strauss: Ihr Mezzo gewinnt noch mehr an Strahlkraft, ihre Wortdeutlichkeit ist phänomenal. In Roger Vignoles hatte sie einen äußerst umsichtig begleitenden und sicheren Pianisten zur Seite. Alban Bergs „Sieben frühe Lieder“ hinterließen einen außerordentlichen Eindruck.
Und dann noch Gustav Mahlers sinfonisches Monster, die sogenannte „Sinfonie der Tausend“, die 1910 in München zur Uraufführung kam. Rund 90 Minuten absolute Spannung. Ein bestens vorbereitetes Orchester, die Bamberger Symphoniker, unter sachkundiger Führung seines Chefs Jonathan Nott, der Chor der Bamberger Symphoniker zusammen mit dem Tschechischen Philharmonischer Chor Brünn und den Aurelius Sängerknaben aus Calw, dazu eine starke Riege von Solisten (Manuela Uhl, Michaela Kaune, Marisol Montalvo, Lioba Braun, Birgit Remmert, Michael König, Detlef Roth und Albert Dohmen).
Baden-Baden hat das ganze Jahr über Saison. Die Sommerfestspiele folgen in Kürze (18.–24. Juli), wobei man besonders gespannt auf Mozarts Don Giovanni (Konzertante Aufführung unter Yannick Nézet-Séguin mit dem Mahler Chamber Orchestra; als Solisten u.a. mit Diana Damrau, Elina Garanca, Ildebrando D´Arcangelo, Rolando Villazón, Mojca Erdmann, Thomas Quasthoff) sein darf. Im Herbst gibt es ein Gastspiel mit dem Lucerne Festival Orchestra unter seinem Chef und Begründer Claudio Abbado (6.10.). Die so genannten Herbstfestspiele folgen vom 28.10.–1.11. mit drei Konzerten des Orchesters des Mariinsky-Theaters St. Petertsburg unter Valery Gergiev. Dreimal ausschließlich Tschaikowsky, eine spannende Serie!