Cecila, die Mama und der flinke Chinese
KISSINGER SOMMER / BARTOLI / LANG LANG
25/06/10 Italienisches Temperament im deutschten Kurort: Cecilia Bartoli und Lang Lang bestritten unter Bravorufen und Getrampel das Jubiläumskonzert „25 Jahre Kissinger Sommer“. Die Bartoli begeisterte auch mit ihrem als Kostümgala verkleideten Bravourarien-Abend. Und der Nachwuchs bekam ein Podium: Studierende der Cecilia-Bartoli-Stiftung zeigten, was sie bei Cecilias Mama gelernt haben.
Von Elisabeth Aumiller
Lang Lang begleitete die Mezzosopranistin bei Liedern von Gioacchino Rossini, Vincenzo Bellini, Gaetano Donizetti, Georges Bizet, Pauline Viardot, Manuel Garcia und Maria Malibran. Unerwartet zurückhaltend und bescheiden schlüpfte Lang Lang in die Rolle des Begleiters, ließ der Sängerin den Vortritt und ging minutiös auf sie ein. Weiche Streicheleinheiten entlockte den Tasten. Nur die Zwischenspiele der virtuos witzigen Gesänge heizte er dann mit pianistischen Bravour auf, gab ihnen rhythmische Akzente und zeigte seine Freude am gemeinsamen Musizieren.
Dennoch war der Abend zum Großteil von lyrisch zarten Gesängen bestimmt, die Bartoli mit Gefühl und schmeichlerischer Grazie ausstattete. Sie fädelte ihre Pianissimi mit reinem Stimmeinsatz betörend ein und bot eine feine Studie filigraner Stimmführung. Ihre Legatobögen waren bestes Beispiel belcantistischer Schulung. Aus den kompositorischen Miniaturen formten die Sängerin und ihr Begleiter kleine Kunstlieder und statteten sogar einen italienischen Tenorschlager wie „Non ti scordar di me“ mit so viel Raffinement und innigem Gefühl aus, ohne dabei sentimental zu werden, dass das Lied zum Belcantoschmankerl wurde.
Trotzdem kommt Bartolis Publikum natürlich in erster Linie in ihre Konzerte, um ihre atemberaubende Kehlakrobatik zu erleben. Da kamen die Fans im zweiten Galaabend auf ihre Rechnung, als „Bartoli zehn Jahre in Bad Kissingen“ gefeiert wurde.
Vom Kammerorchester La Scintilla begleitet, reihte sie ein Bravourstück aus dem italienischen Barock an das andere. Mit ihrer Hommage an die Ära der Kastraten zündete sie ein brillantes Feuerwerk. Dazu zeigte sie sich nach jeder Ariengruppe in anderem Outfit und lieferte eine Art stilisierter Kastratenmodeschau. Evviva Cecilia-Rufe, Bravi und Fußgetrampel für Cecilia, aber auch für das Scintilla Orchester und seine Leiterin Ada Pesch.
Dritter Abend der Auftakt-Trias des Jubiläumssommers war das Abschlusskonzert des Meisterkurses, der in Zusammenarbeit mit der Cecilia-Bartoli-Stiftung stattgefunden hatte. Fünf junge Gesangssolisten haben eine Woche lang mit Silvana Bazzoni-Bartoli hart gearbeitet und sich stilistischen und technischen Feinschliff von Cecilia Bartolis Mutter und einziger Lehrerin geholt.
Die italienischen Sopranistinnen Chiara Fiorani und Antonella Schiazza, die Chiemgauer Sopranistin Felicitas Fuchs, die russische Mezzosopranistin Ekaterina Baeva und der chinesische lyrische Tenor Kejia Xiong zeigten ansprechende Leistungen. Auffallend waren bei allen die Intensität des Ausdrucks und die Bemühung um stimmliche Differenzierung. Am Flügel begleitete einfühlsam die in Berlin lebende Italienerin Daniela Musca.