Kultur durch den kleinen Türspalt
NACHGEFRAGT / JOHANNES HONSIG-ERLENBURG
21/12/20 „Man soll Kultur und Sport nicht gegeneinander ausspielen oder in Vergleich stellen“, sagt Johannes Honsig-Erlenburg, der Präsident der Stiftung Mozarteum. Der Tourismus versuche verständlicherweise mit allen Mitteln seine Saison-Reste zu retten. „Die Kultur will keine Reste anbieten, sondern ein Angebot aufrecht erhalten.“
Von Heidemarie Klabacher
Der Sport sei „genauso essentiell“ wie die Kultur, betont der Stiftungs-Präsident auf Nachfrage des DrehPunktKultur. Nur hätten eben jetzt im Winter Sport und Tourismus bei der Mehrheit die Nase vorn, während im Sommer die Kultur dominiert habe. Die Diskussion werde emotional geführt, wenig konstruktiv sei das „gegeneinander Ausspielen“. „Wir müssen bestmöglich umgehen, mit dem wenigen, das derzeit möglich ist“, sagt Honsig-Erlenburg. Es gelte, durch die Tür, die sich einen kleinen Spalt geöffnet hat, möglichst viel Kultur einzulassen, „in der kleinen machbaren Situation das Beste zu machen“.
Das braucht gute Nerven. Bei der Stiftung steht immerhin von 21. bis 31. Jänner die Mozartwoche ins Haus, das erste Festival des Jahres. So wie im Sommer zu den Festspielen, werden aller Augen also wieder auf Salzburg gerichtet sein. „Rolando Villazon und das Team arbeiten rund um die Uhr. Die sitzen quasi Tag und Nacht und konferieren drüber, wie man was realisieren kann“, schildert Honsig-Erlenburg die Situation ein Monat vor Festival-Start. Details über den Verlauf der Mozartwoche könnten schon heute Montag Abend (21.12.) bekannt gegeben werden.
„Wir sind dankbar um jeden Strohhalm, den man uns reicht, um präsent sein zu dürfen“, sagt Stiftungspräsident Honsig Erlenburg und fügt an: „Aber es ist ernüchternd zu erleben, wie schwer es – nicht nur uns, sondern der Kultur überhaupt – gemacht wird.“ Dramatisch sei auch die Lage in den Mozart-Museen. Massive Vorkehrungen für einen sicheren Besuch seien getroffen, in Geburtshaus und Wohnhaus etwa auch Zählsysteme installiert worden. „... und daneben ist der Handel geöffnet und hat keine Zählsysteme...“
Bevor nicht klar ist, wie das „Freitesten“ nach dem 18. Jänner aussehen wird „schwimmt man im halbtrüben Covid-Teich“. Mit dem Türspalt, den die Politik öffnet, sei es also nicht getan. „Wir sind die ersten, die jetzt die Ermöglicher sein sollen, da muss man uns auch die Handwerkszeuge geben“, so Honsig-Erlenburg, der verständlicherweise eine „extrem schwierige, riesige logistische Herausforderung“ auf die Stiftung Mozarteum zukommen sieht.
Bild: dpk-klaba