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Unbedingt vif

MOZARTEUMORCHESTER / THOMAS ZEHETMAIR

23/12/13 Beliebig darf’s nicht zugehen in einem Konzert mit klassischer Musik. Fehlt inhaltlich Verbindendes, müssen eben Musizierfreude und Ausdruckskraft sein, die Hörer in ihren Bann schlagen. Dieser Herausforderung stellte sich Thomas Zehetmair mit geschmeidiger Kraft und kontrollierter Lust.

Von Erhard Petzel

054Vorzeitig sticht er pointiert in die Luft, um Dynamik in den Orchestereinsätzen zu Beginn der Schottischen dramatisch zu verdichten, flexibel schwenkt er in den Fluss der Bewegung, um das Orchester präzise in die Entspannung zu führen. Fulminant die Steigerungen in Tempo und Dynamik, dabei aber akkurat und gerade in der formalen Verwirklichung ohne romantisierendes Verwaschen, zügig die Überleitungen.

Das alles orientiert sich nicht grundsätzlich am Wohlklang. Wenn auch Holz und Blech feine und elegante Abstimmung im Aufblühen ihrer Linien abverlangt wird, dämmern fahle Farben auf und donnern Schläge im Sturm. Unsentimental wird das Adagio in seinen Spannungsbögen entworfen. Und der Einsatz zum vierten Satz wird zum Aufschrei, die Stimme des Fugato muss sich der Konkurrenz interessanter Kontrapunkte stellen. Hier wird Mendelssohn an einer mentalen Patenschaft Beethovens aufgearbeitet.

Schon mit Bachs Violinkonzert in E-Dur hat der Dirigent als Solist seine Macht über das Orchester demonstriert, das ihm auch hinterrücks treu und leidenschaftlich folgt und eine harmonisch ausbalancierte Klangsymbiose selbstverständlich verwirklicht. Die Klangvielfalt und Ausdruckskraft der Register zeigt sich dann besonders glänzend in Ravels „Le Tombeau de Couperin“. Sauber perlt das Holz zum dezenten Blech, dynamische Türme erstehen auf gut gesicherten Untergründen. Unbedingt vif.

Nicht zu Unrecht empfängt hernach die Oboistin Sasha Calin den sonst Solisten gebührenden Spezialapplaus, der zum Konzertschluss auch den übrigen Registern verdient zu Teil wird. Einfach erworben hingegen der Szenenapplaus für die guten Umbau-Geister, als schwarze Männer santaclausrot bemützt. Wenn sich Zehetmair als Dirigent und Solist dem Publikum stellt, hat er nicht nur sich selbst glücklich gemacht. Er hat seine Instrumente zum Blühen gebracht und ihnen Großartiges entlockt.

Bild: http://ks-schoerke.de/node/712 / Dan Brady

 

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