Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
UNI MOZARTEUM / SOMMERAKADEMIE
11/07/13 Alles fast gleich wie immer – aber vielleicht eine Spur lustiger, weil der Humor in der Musik zum zweiten Mal zum Thema gemacht wird: In den sechs Sommerakademie-Wochen zwischen 15. Juli und 24. August gibt es wieder mehr als fünfzig Konzerte.
Besucht man auf der Internationalen Sommerakademie der Universität Mozarteum eine Klasse für Klavier, Violine oder Gesang, dann gehört man mit Sicherheit der Mehrheit an. Auch wenn man aus Japan, Deutschland oder Italien kommt. Dabei stünden 22 Kurssparten zur Auswahl. Aber es ist ziemlich klar, was wer an der Sommerakademie sucht, da ändert sich im Lauf der Jahre ganz wenig. Über siebzig Meisterklassen sind für heuer angekündigt, wie üblich werden zwischen achthundert und tausend Teilnehmer erwartet. Die aktuelle Anmeldestatistik weist eine Woche vor Beginn der Sommerakademie Musikerinnen und Musiker aus 55 Ländern auf.
Das Eröffnungskonzert am 15. Juli im Großen Saal des Mozarteums soll wie üblich bei freiem Eintritt Lust auf die weiteren Veranstaltungen Sommerakademie wecken. Auch schon Tradition: Zu dem Anlass spielen die Salzburg Chamber Soloists unter der Leitung von Lavard Skou Larsen. Auf dem Programm Werke von V. Silvestrov („Stille Musik“ für Streichorchester), A. Copland (Appalachian Spring, Originalversion) und Mozart (Sinfonie in C-Dur KV 200). Jahrzehntelang ist es der Brauch, dass das Abschlusskonzert mit den Preisträgerinnen und Preisträgern zum Festspiel-Angebot rechnet.
„Wer heutzutage in ein klassisches Konzert geht, sieht meist nur ernste, weihevolle Gesichter und vernimmt eine ebenso 'ernste' Musik“, sagt Sommerakademie-Leiter Alexander Müllenbach. „Dass es aber auch in dieser Sparte ein nicht unbeträchtliches Repertoire gibt, in dem Humorvolles, Scherzhaftes, Ironisches und Sarkastisches in etlichen Spielarten vorkommt, wird einem meistens erst bewusst, wenn man sich Fragen danach stellt: Wie funktioniert das Einbringen und Ausdrücken von Humor in der Musik? Welche Mittel haben sich die Komponisten im Lauf der Jahrhunderte ausgedacht? Und welche Grundvoraussetzungen sind dazu nötig?“
Deshalb also „Humor, Scherz, Ironie“ als Schwerpunktthema (zum zweiten Mal übrigens, wie schon 2009). Es gibt ein Symposion am 8. August, einem Interpretationswettbewerb für Sängerinnen und Sänger der Sommerakademie in jeder der drei Kursperioden (25. Juli, 8. August, 22. August). Und erstmals wurde zum Thema „Humor, Scherz, Ironie“ auch ein Kompositionswettbewerb ausgelobt. Der Jury sitzt Kurt Schwertsik vor, der Doyen des musikalischen Witzes innerhalb der Komponistenzunft in Österreich. Die fürs Finale ausgewählten Werke werden am 8. August im Solitär vom Ensemble Acrobat uraufgeführt und mit Geldpreisen ausgezeichnet. Den Sprung ins Finale schafften die Komponisten Werner Lemberg (Ö) und Benedikt Burghardt (D) sowie die Komponistin Peilei Shang (China). Im Schlusskonzert gibt es – höchst bemerkenswert – die Uraufführung eines Werks von Georg Kreisler: das „Untergangssextett“, sein letztes Werk.
Kurt Schwertsik aus Wien wird diesmal als „Composer in Residence“ die Meisterklasse für Komposition leiten. Komponistenporträts gelten diesmal Laurence Traiger, Gerhard E. Winkler und Siegfried Steinkogler.
In „fast allen“ Dozenten- und Akademiekonzerten sollen, wie es heißt, Werke der Jahresregenten aufscheinen, und da fallen den Sommerakademie-Lehrern beileibe nicht nur Wagner und Verdi ein. Der ebenfalls 1813 geborene, aber kaum bekannte Charles-Valentin Alkan dürfte der absolute Exot in der Runde sein. Dazu noch Benjamin Britten (100. Geburtstag), Witold Lutoslawski (100. Geburtstag), Paul Hindemith (50. Todestag) sowie Francis Poulenc (50. Todestag).
Den Auftakt der neun Dozentenkonzerte macht am 16. Juli ein Klavierabend mit Ya-Fei Chuang und Robert Levin. Es folgen Ildikó Raimondi und Alexander Müllenbach (23. Juli), Andreas Frölich und das Streichquintett Acrobat (30. Juli), Michael Vaiman und Dina Yoffe (31. Juli), Leonel Morales (6. August), Bogdan Bacanu und das Wave Quartett (9. August), Siegfried Mauser (13. August), Jura Margulis (14. August) sowie Olivier Gardon und Umberto Clerici (20. August).
Gute Tradition hat die von Peter Gülke geleitete Orchesterwerkstatt für junge Dirigentinnen und Dirigenten. Bis zu deren Abschlusskonzert am 20. Juli arbeitet er täglich mit den Dirigierstudenten und den Salzburg Chamber Soloists, die als „Orchestra in Residence“ zur Verfügung stehen.
Zum fünften Mal ist die Jungbegabtenförderung ein Thema auf der Sommerakademie: Unter dem Motto „Heute ein Talent, morgen ein Künstler" wird ein viertägiger Intensivkurs für Studierende bis 16 Jahre ausgerichtet. Mit den jungen Leuten arbeiten Andreas Weber (Klavier) und Paul Roczek (Violine). Das Abschlusskonzert ist schon am kommenden Samstag (13.7.) im Großen Studio.
(Universität Mozarteum)