Zurück in die Zukunft?
ARGE KULTUR / CLUB BAROQUE
22/04/13 Wenn Cembalo und MacBook Pro im selben Raum stehen, heißt das noch nicht, dass sie auch zueinander finden. Die Erwartungen zum ersten ClubBaroque in der ARGEkultur waren groß und konnten leider nur zum Teil erfüllt werden.
Von Nina Ainz
„Alte Tonkunst trifft auf Electronic Sound Kultur“ war das Motto, unter dem der ClubBaroque am Freitagabend (19.4.) angekündigt wurde. Ziel der Künstler war es laut Programm, die Musik der alten Meister neu zu entdecken und „alte Klangsprachen mit analogen und digitalen Mitteln auf höchstem spielerischen Niveau zu einer spannenden, in dieser Weise unerwarteten musikalischen Essenz verschmelzen“ zu lassen. Zu diesem Zweck versammelten sich im ganz auf Clubatmosphäre gestalteten Saal der ARGE das Ensemble der Salzburger Hofmusik rund um Wolfgang Brunner und der Wiener Komponist Rupert Huber, der etwa im Duo TOSCA mit Richard Dorfmeister international bekannt geworden ist.
Barock sei für ihn „die Freiheit des Denkens im Umgang mit Material“, erläutert Brunner nach der Ouvertüre. Im Barock sei Improvisation üblich gewesen, man habe Raum gelassen für „spontane Virtuosität“. Virtuos ist dann auch die Darbietung des Winters aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ (Solistin: Petra Eckardt), der noch unverändert daherkommt. Eine erste zaghafte Verschmelzung von Alt und Neu findet erst unter dem Titel „Voll Follia“ statt, als Rupert Huber in einem Intro für Harfe und Elektronik Leonore von Stauss an der Tripelharfe vorsichtig mit elektronischem Hall unterlegt. Das erinnert so an einen Song der isländischen Popsängerin Björk und lässt (vergeblich) hoffen, dass damit der clubmäßige Teil des bis dahin noch eher konventionell dargebotenen Abends eingeleitet wird.
Es scheint schwieriger als erwartet, die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts in die Zukunft zu katapultieren. Bei „Die 4 Jahreszeiten im Klimawandel“ ließ Wolfgang Brunner am Cembalo Töne von den Comedian Harmonists und den Beatles charmant in die Vivaldi-Komposition einfließen, Rupert Huber schaltete sich jedoch erst im Anschluss wieder mit einem eigenen Remix ein. So war leider von Verschmelzung wenig zu hören, elektronische und analoge Musik wurden bis auf wenige Ausnahmen eher streng voneinander abgegrenzt. Zum Tanzen forderte eine spritzige Darbietung namens „Soufflée von W.A. Mozart und Irish Tunes“ am Ende des Programms auf – dieser Einladung wurde leider nicht Folge geleistet.
Ein ausnehmend spannendes Konzept, fantastische Musiker, ein Programm, das Großes hoffen lässt: Leider konnte der erste ClubBaroque trotz all dem nicht ganz mit den hoch gesteckten Erwartungen mithalten.
Bilder: www.clubbaroque.at