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Wärme im Sonnengeflecht

BACHGESELLSCHAFT / KING’S SINGERS

30/04/12 Legende zu sein, ist für Künstler durchaus ein hartes Schicksal: stets den hohen, selbst verursachten Erwartungen gerecht werden müssen, immer am Limit der Perfektion, der Technik, der Ausstrahlung. Keine Spur von solch potentiellem Stress, wenn Lieblingsgäste der Bachgesellschaft da sind: die King’s Singers.

Von Christiane Keckeis

Wenn bei (Schluss)akkorden die stete pure Reinheit der Intonation befreiend bis ins Sonnengeflecht strahlt, wenn die Mischung des Programms in kluger Waage zwischen Anspruch, Schönheit und Unterhaltung pendelt, wenn Geist, Herz und Sinne ein musikalisches Fest erleben und wenn gutgelauntes britisches Understatement samt dazugehörigem Humor sich auf der Bühne (der Aula in Salzburg) einrichtet, dann musizieren sechs ansehnlich smarte (mehr oder weniger) junge Männer mit legendärem Namen: die King´s Singers.

Zwischen Renaissance und Moderne wechselt das Programm des ersten Teils, und absolut stilsicher setzen die King`s Singers die bildreiche musikalische Sprache, die die Kompositionen beider Zeiten verbindet, in Szene­ und erzählen Geschichten, Mythen von Nymphen, Hirten, Göttinnen, schönen Frauen und mutigen Männern, von Hexen und Geistern und von Liebe. Die Bilder, die Figuren werden lebendig in schonungsloser Farbgebung, Klänge aller Facetten bringen die Herren hervor - und so oft es einfach nur überirdisch schön klingt, so oft werden die Stimmen auch expressiv, verzerrt oder imitierend eingesetzt und erfüllen die musikalischen Bilder mit Leben und Spannung.

Dass zeitgenössische Musik ebenso gepflegt gehört wie die etablierte, das gehört zu den Überzeugungen der Kings Singers. „Tres Mitos de Mi Terra“, drei balladenartige Songs der jungen amerikanischen Komponistin Gabriela Lena Frank fanden begeisterte Aufnahme beim Salzburger Publikum, peruanische Mythen und Themen, in spannungsvollen Harmonien, bebildernden Effekten und teils nahezu unsingbare Rhythmen gefasst: Die King´s Singers meistern nicht nur souverän die technisch virtuosen Passagen, sondern vermitteln auch Stimmung, ganz differenziert, sensibel und leidenschaftlich. Und übertragen die Faszination auf die Zuhörer.

Nach Saint-Saens’ temperamentvoller „Saltarelle“, in der in Quartettbesetzung der Lebensübermut des Karnevals vor der bevorstehenden Fastenzeit gepriesen wird – und das in einwandfreiem Französisch! – beginnt der entspannte Teil der Hits fürs Publikum. In „Close harmony“, im engen Halbkreis stehen die Herren, nun singen sie auswendig, und es ist ein reiner Genuss, wie die Stimmen sich mischen, selbst wenn zwei Kollegen unisono singen. Perfekte Balance, die führende Stimme stets feinfühlig unterstützt, in spannenden Arrangements erklingen Publikumslieblinge wie „Pennylane“ „Oh, I can´t sit down“ oder „I´m yours“, Jazz, Pop, Evergreens, auch dies in traumwandlerischer Stilsicherheit. Dass ganz nebenbei die Moderation in tadellosem Deutsch und mit britischem Schmäh für manches Lächeln sorgte, dass die Ensemblesänger auch als Solisten mit außerordentlicher Qualität erfreuten, dass die Optik vom Auftritt bis zum Abgang locker und dennoch kultiviert herüberkam, sei nur am Rande erwähnt. Der Jubel am Freitag (27.4.) in der Großen Aula war grenzenlos.

Bild: www.kingssingers.com

 

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