Schlagender Spaß an der Freud’
CAMERATA / MARTIN GRUBINGER
20/12/11 Insgesamt acht Projekte hat sich Percussionist-Tausendsassa Martin Grubinger in den anstehenden vier Jahren zusammen mit der Camerata Salzburg zu verwirklichen vorgenommen. Das erste, auf Österreich bezogene, landete Montag (19.12.) nach Erprobung im Ausland als begeistert aufgenommenes Heimspiel im Mozarteum.
Von Horst Reischenböck
Wovon träumt ein Salzburger Schlagzeuger? Nun, dass bereits der Genius loci für ihn komponiert hätte. Von Mozart gibt es aber leider nur ein wenig „Türkisches“ mit Becken und Tamburin, wie im Kontretanz „La Bataille“ oder im 6. Deutschen Tanz KV 571. Um diese Stücke herum gruppierte deshalb Orchestermitglied Josef Radauer ein Mozart-Pasticcio als „Eine kleine Nachtschwärmerei“. Zuerst hieß es im Dunkeln „Abend ist’s“, mit einem Arrangement des Adagios für Glasharmonika und des Lieds „Abendempfindung an Laura“. Subtil hat Martin Grubinger der Marimba und dem Vibraphon kristallin zarte Töne entlockt. Da hinein mischten sich nach und nach im Raum verteilte Orchestermitglieder, ehe die Camerata zum Rondeau der „Serenata notturna“ und dem Finale der „Posthorn-Serenade“ aufs Podium marschierte. Grubinger hatte da die Möglichkeit, die alten Pauken wirbelnd zu traktieren.
Was Wolferl recht ist, sollte auch Franz Schubert billig sein. Ergo instrumentierte Shane Woodborne (Komponist und Cellist in der Camerata) vom Titel her ausgehend mit dem Auftakt des Allegros für Klavier zu vier Händen „Lebensstürme“ D 947, Walzer und Deutsche für Bläseroktett. Zu Schuberts Zeiten wurde ja auch viel Musik für die „Harmonie“ (also für Bläserbesetzung) gesetzt. Shane Woodborne tauchte dazwischen aber auch in die tief-traurige Melancholie des Lieds „Der Tod und das Mädchen“ ein und ließ seine Mixtur (samt Text-Rezitation durch Marcus Thill) mit dem „Leiermann“ aus der „Winterreise“ ausklingen.
Wirklich als absoluter Hexenmeister durfte sich Martin Grubinger allerdings erst danach, in Rolf Wallins Stück „Das war schön!“ für Percussion und Orchester beweisen. Dieser Tonsetzer hat sich zumindest in den einzelnen Satztiteln vom 250. Geburtstag Mozarts inspirieren lassen – bis hin zum abschließenden „Herr Stahr“. Dieser Vogel ist von Ornithologen freilich längst als Amsel erkannt, die sogar imstande gewesen sein soll, das Thema eines Klavierkonzerts zu pfeifen. Martin Grubinger hob das Stück 2006 aus der Taufe und ließ es in Salzburg schon bei seinem Marathon bei den Festspielen hören. Mit dem derart virtuos gehandhabten vollen Dutzend an Schlägeln wäre er vermutlich reif fürs Guinness-Book of Records!
Nach der Pause ging’s „Schlag auf Schlag“ weiter. Vorerst mit HK Grubers skurrilem „Frankenstein“-Pandämonium, dessen Texte von H. C. Artmann Marcus Thill grandios in allen geforderten Facetten sprach, gurgelte, ins Auditorium spie. Wie schon zuvor hat Dirigent Ariel Zuckermann die Camerata richtiggehend aufgestachelt. Den offiziellen Ausklang vor Zugaben aus der lokalen Volksmusik lieferte dann ein Klassiker aus Grubingers Repertoireliste, das ihm gewidmete Werk von dem Wiener Philharmonischen Paukisten Bruno Hartl (dessen Karriere übrigens beim Mozarteumorchester begann). Dessen kurzes, dreisätziges Konzert für Marimba und Streicher ließ Grubinger nochmals dahinwirbeln und er fachte damit lautstarke Begeisterung an.