Musik von bunten Hunden
HINTERGRUND / ORCHESTERPROJEKT
24/09/24 Weil sie auch im 20. Jahrhundert als Frau nicht so gute Chancen für ihre Kompositionen sah, hat sich die Französin Luise Marie Simon (1903–1990) einen Männernamen als Pseudonym zugelegt. Als Claude Arrieu ist sie in der französischen Musikgeschichte ein Begriff.
Mit der Suite pour cordes von Claude Arrieu beginnt ein Orchesterkonzert morgen Mittwoch (25.9.) um 18 Uhr im Solitär des Mozarteums. Es spielt das Orchesterprojekt 24 unter der Leitung von Wolfgang Danzmayr und Alexandra Helldorf. Luise Marie Simon alias Claude Arrieu war eine interessante Komponistin nicht zuletzt deshalb, weil sie „zweigleisig“ unterwegs war. Im französischen Rundfunk hat sie sich vehement für die elektronische Musik eingesetzt und an der Entwicklung der Musique concrète beteiligt. So schuf sie beispielsweise 1943/44 in Zusammenarbeit mit Pierre Schaeffer die Musik zur experimentellen Radiokomposition La Coquille à Planètes. In den meisten ihrer Kompositionen blieb sie freilich dem neoklassizistischen Stil verhaftet, so auch in der Suite pour cordes, einem lebhaften Stück mit „rhythmisch-metrischer Raffinesse sowie origineller Harmoniesprache und Orchestrierung“, wie es Wolfgang Danzmayr beschreibt.
Auch der Name Franz Xaver Frenzel ist ein Pseudonym. Dahinter verbirgt sich der 1945 geborene Österreicher Friedemann Katt, der gerne zu historisierenden Formen greift. Sein Violinkonzert in A-Dur, gewidmet dem ehemaligen Vorstand der Wiener Philharmoniker Clemens Hellsberg, kombiniert ironisch barocke Formen mit romantischen Klängen und modern jazzig-swingenden Rhythmen. Solistin ist Bernadette Pihusch, eine erst 15jährige Pre-College-Studentin am Mozarteum.
Vielsæitig ist Motto dieses Konzerts mit einer originell-verqueren Programmzusammenstellung. Das gilt besonders für die ukrainische Cellistin und Komponistin Anna Skladannaya. Sie wird nicht nur mit dem Bogen über die Saiten streichen, sondern dazu auch singen, in der Uraufführung von Mein kleines Alles, einem von der IGNM-Österreich in Salzburg vergebenen Kompositionsauftrag. Es ist ein Stück für Kammerorchester und eine eben auch Vokalisen beisteuernde Cellistin.
Ein wahrhaft bunter Hund war Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745–1799). Mit seinen außergewöhnlichen Leistungen als Komponist, Violinist, Dirigent, Tänzer, Fechter und Kommandeur in der Französischen Revolution stellte er fast alles in Frage, was man seinerzeit für eine Person afrikanischer Abstammung für möglich hielt. Er war der Sohn einer Sklavin aus Guadeloupe. Es gab sogar eine Kurzzeit-Berührung mit Mozart, beide wohnten im selben Pariser Appartement. Die Ouvertüre L’amant anonyme des Joseph Bologne beendet das außergewöhnliche Konzertprogramm, durch das von Iris Mangeng vom Institut für Gleichstellung und Sender Studies der Universität Mozarteum moderiert wird. (Orchesterprojekt/dpk-krie)
Konzert bei freiem Eintritt am Mittwoch (25.9.) um 18 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum. Zählkarten unter unter 0676 88122326, shop.eventjet.at/de/mozarteum, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bilder: www.annacello.de (1); Wikimedia (2)