Die "Musenorgel" in der eigenen Schule
REPORTAGE / MUSISCHES GYMNASIUM
11/06/24 Eine gar nicht wirklich alte, aber restaurierungsbedürftige Orgel. Menschen, die sich vehement für deren Sanierung einsetzten. Und nun sogar die Option, dass Schülerinnen und Schüler des Musischen Gymnasiums in Salzburg Orgel als Freifach wählen können.
Von Reinhard Kriechbaum
In den letzten Monaten gab es im Festsaal des Musischen Gymnasiums eine Konzertserie, in der die Musenorgel im Festsaal der Schule so recht ins Licht gerückt wurde. Am Montag (10.6.) gab es sogar die Uraufführung einer zeitgenössischen Komposition, Sage ja zu diesem Tag – vier Lieder nach Bruno Hillebrand für Bariton und Orgel von Klemens Vereno.
Bis vor kurzem war das Instrument aus dem Jahr 1989 ein Sorgenkind. Eigentlich wären ja 35 Jahre kein Alter für eine Orgel, aber „es stand sogar ein Abbau im Raum“, erzählt der Lehrer Thomas Lederer. „Die Erzdiözese hat uns ein Gutachten der Orgelkommission spendiert“ – und diese beäugte das Werk der Firma Walcker mit der sagenhaften Nummer „Opus 5897“ durchaus mit Stirnrunzeln. Masse vor Klasse, könnte man pointiert sagen. Der Orgelbau war Ende der 1980er Jahre jedenfalls deutlich weiter als die Firma, mit der Professor Alois Forer, der seinerzeit den Orgelneubau am Musischen Gymnasium betreute, über Jahrzehnte eng zusammen gearbeitet hat. Das Urteil des Salzburger Domorganisten Philipp Pelster jetzt: Dem irgendwie „aus der Zeit gefallenen“ Instrument komme dennoch Denkmalstatus zu „als einem der letzten Vertreter dieser abgeschlossenen Epoche“.
Die Orgelrenovierung durch die bayerische Firma Linder wurde vom Verein der Freunde des Musischen Gymnsiums finanziert. Das Schulbudget wurde dafür nicht angeknabbert. Dass das Instrument jetzt wieder in Schuss ist, bedeutete für die Schule jedenfalls einen beachtlichen Input. „Die Musenorgel ist im Bewusstsein der Schulgemeinschaft angekommen“, sagt Thomas Lederer, bei dem derzeit auch die Fäden für die Konzertreihe in diesem Frühjahr zusammenliefen.
Die Schulleitung denkt sogar darüber nach, künftig eine unverbindliche Übung Orgel anzubieten. Das wäre schulautonom möglich, so sich dafür genügend Kandidatinnen und Kandidaten finden. „Fünf bis sechs Oberstufenschüler haben schon ihr Interesse angemeldet“, sagt Lederer, ein Lehrer, der sich die Musenorgel ganz besonders angelegen sein lässt. Zehn müssten es sein, um zu starten. Im Herbst könnte es losgehen. Marco Lemke, Religionslehrer und ausgebildeter Organist, würde den Unterricht übernehmen.
Zehn junge Leute üben in diesem Schuljahr regelmäßig auf dem Instrument. Sie besuchen die „M“-Klassen, sind also Schülerinnen und Schüler des Mozart-Musikgymnasiums (in diesem Schulzweig lernen alle ein Instrument am Musikum oder besuchen bereits Vorbereitungs- oder Hauptfachklassen an der Universität Mozarteum). „Schon als kleiner Bub haben mich die Klangfarben fasziniert“, beschreibt Korbinian Brandner seinen Weg zur Orgel. „Es ist mehr oder weniger eine Ein-Mann-Kapelle – ein Oboist kann nur Oboe spielen.“ Der junge Mann aus Schönau am Königssee ist in seiner Heimat schon voll aktiv. Als Einspringer sei er „im ganzen Talkessel von Berchtesgaden“ im Einsatz. „Es können schon vier Gottesdienste zusammenkommen an einem Wochenende.“
Auch Michael Greifeneder macht gerade Matura. „Ich bin zur Orgel gekommen wie die Jungfrau zum Kind“, sagt er. Es habe keine Bezugspunkte gegeben, „weder musikalisch noch religiös“. Aber an der Musikschule in Mattighofen wurde auch Orgelunterricht angeboten. Unterdessen ist auch Michael Greifeneder „voll im Geschäft“: Er ist Pfarrorganist in der Pfarre Friedburg in Oberösterreich und spielt auch in Straßwalchen. Schon seit 2021 studiert er am Mozarteum bei Hannfried Lucke.
Martin Kulzer aus der siebenten Klasse ist gelegentlich Einspringer in der Stiftskirche Laufen auf der bayerischen Seite der Salzach. „Mein Klavierlehrer ist auch Kantor in unserer Pfarre“, erklärt er seinen Weg zur Orgel. Stefanie Fournier, ebenfalls eine Siebtklässlerin, braucht man eigentlich nicht zu fragen nach ihrer kirchenmusikalischen Motivation. „Ich singe im Chor, seit ich zwei Jahre alt bin“, sagt die Tochter der Salzburger Domkapellmeisterin Andrea Fournier.
Für eines der Konzerte im Frühjahr ist Valeria Lanner zurückgekommen nach Salzburg. Sie hat das Mozart-Musikgymnasium 2020 abgeschlossen und studiert jetzt in Wien Konzertfach Orgel, Kirchenmusik und Klavier. „Es war schon fein, dass eine Orgel in der Schule stand und man nicht in der kalten Kirche üben musste“, erinnert sie sich. „Während der Freistunden habe ich hier geübt.“
Bilder: dpk-krie