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25 Jahre gefuchste Philharmonie

PHILHARMONIE SALZBURG / FESTKONZERT

13/10/23 Nach einem Vierteljahrhundert istdas Kind der Elisabeth Fuchs zur vollen Blüte entfaltet! Grund genug zum Jubilieren und Zelebrieren. 25 Jahre Philharmonie Salzburg wurden heldenhaft und pompös ausmusiziert mit Richard Strauss' Heldenleben und Karl Jenkins Symphonic Adiemus.

Von Erhard Petzel

Die Philharmonie ist in ihre Stadt offiziell integriert worden und darf künftig vom Landeswappen Gebrauch machen. Der bunte Vogel ist etabliert im hiesigen institutionellen Kulturbestand. Da reicht es nicht zu kleckern. Dafür wird musikalisch geklotzt: So wagt Frau Fuchs beim Jubiläumskonzert am Mittwoch (12.10.) im Großen Festspielhaus den Griff auf den Mitbegründer der Salzburger Festspiele, Richard Strauss. Wobei mit Ein Heldenleben nichts Geringeres in Frage kommt als der Gipfel seines symphonischen Dichtens mit persönlicher Selbstreferenz. Mit kühner Anknüpfung daran, wenn der Titel in „HELD:INNENLEBEN“ gegendert wird (Held:innens Innenleben ist wohl mitgemeint).

Wenn Strauss bei der Veröffentlichung auch tunlichst von einem Programm Abstand nahm, so ist es gerade hier von prickelnder Wirkung und dazu angetan, die Sinneseindrücke zu vertiefen. Fuchs und die Philharmonie werfen sich in die sowohl klanglich wie stellenweise kontrapunktisch wüst komplexen Gefilde, stellen den Charakter des Heros heraus und karikieren seine hölzernen Widersacher nach Strich und Staccato-Stoß über tiefblechernem Quintparallelen-Seufzer.

Jelica Injac führt die Geigenstimme der Geliebten zu den trotz agogischer Zurückhaltung demagogisch eindirigierten Einwürfen aus dem Orchester. Die folgende Idylle fordert das – laut Elisabeth Fuchs „beste Publikum“ – das sich des obligaten Gehustes beim Pianissimo doch nicht gänzlich enthalten will. Heldisch ficht das Orchester mit seiner Kommandantin die Schlacht. Der glorreiche Sieg bringt den Teamgeist auf Touren, vergleichbar dem Temperament unserer Bullen. Nach der Orgie an Strauss’scher thematischer Nabelschau führt das Englischhorn in die Gefilde vollendeter Verinnerlichung. Der in diesen idyllischen Wogen erreichte Orchesterklang erreicht symphonische Vollendung, dessen intime Verklärung das finale Duett zwischen Horn und Geige durchleuchtet.

25 Jahre Erfahrung führen schließlich zur strahlenden Klangentfaltung. Gerne wird dem Heldenleben noch Also sprach Zarathustra angehängt, weil man das inhaltlich passend findet. Nicht so Elisabeth Fuchs. Schließlich soll auch der Chor der Philharmonie zum Einsatz kommen, und so folgt statt eines weiteren aufwendigen Strauss’ ein Zeitgenosse, dessen Musik den Altmeister wohl vor gröbere Verständnisprobleme gestellt hätte.

Der 1944 geborene Waliser Karl Jenkins musizierte in den Bereichen Jazzrock, Minimal-Music, Pop und Werbemusik und fand mit Adiemus zu einem eigenen Stil mit Chorwerken in Fantasie-Sprachen. So klingt auch seine Symphonic Adiemus aus 2017. Der Anfang In caelum fero poltert im planetaren Stil Holsts und fordert gleich einmal Zwischenapplaus ein, der trotz zwölf Teilen zur Gewohnheit wird.

Dann wechseln die Charaktere der einzelnen in sich und im Verband homogenen Sätze, wobei Vor- und Zwischenspiele des Orchesters durchaus auch interessante Ideen präsentieren können. Insgesamt überwiegt die Assoziation der Klitterung von Orff und Missa Luba. Überwältigungskadenzen werden rauf und runter sequenziert und werben durch Lautstärkespielchen für Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zur formal komplexen Struktur bei Strauss ist hier geboten, die richtige Zahl an Wiederholungen nicht zu verabsäumen. Auf Fuchs ist Verlass für super Schlüsse.

Die Wirkung auf das Publikum war umwerfend, dessen brodelnde Begeisterung die Wiederholung des dritten Satzes als Draufgabe erzwang. Ein weiterer Beweis für das Gespür von Fuchs für ihr Publikum und das Orchester. Ihr sprudelnder Geist scheint kein Versiegen zu kennen. Neuester Coup ist die Reihe Mitten im Orchester, wenngleich dafür ein erheblicher Spendenbetrag für ein neues Proberaumklavier als Bedingung dargestellt wird. Nach einer Papierschlangen und Tröterl-Überraschung zum Jubiläum formuliert Fuchs zum üblichen philharmonischen Grundkonzept – „Ihr seid die Besten“ – schließlich noch: Ich liebe euch alle! Was soll da für die nächsten 25 Jahre schon schief gehen!

Bilder: PhS / Erika Mayer

 

 

 

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