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HOFHAYMER GESELLSCHAFT / LEBEN.LIEBE.TOD
05/10/23 Im notorisch prall gefüllten Salzburger Kultur-Kalender hat sich in den letzten Jahren ein Festival zum Tipp für Insider gemausert: Die vom Perkussionisten Philipp Lamprecht neu aufgestellten Festtage alter und neuer Musik der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft steht von 5. bis 8. Oktober unter dem Motto LebenLiebeTod.
Von Heidemarie Klabacher
Wie schon unter Georg Maria Hofmann und Herbert Grassl stehen „ganz alte“ und „ganz neue“ Musik auch unter der künstlerischen Leitung von Philipp Lamprecht im Mittelpunkt des Festivals. Den Auftakt gibt bereits heute Donnerstag (5.10.) ein Gastspiel auf Schloss Goldegg mit Il Decamerone. Vita e Morte in der Regie von Lisa Weiß und André Hinderlich. Philipp Lamprecht leitet das Ensemble der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft IPHG. Ian Harrison ergänzt den Sound mit Fidel, Schalmei, Dudelsack, Zink, Flöte, Tamburello und Gesang.
Am Freitag (6.10.) folgt im Toihaus eine Aufführung für Schulen, nach der das Ensemble einen Blick hinter die Kulissen gewähren wird. Themen sind etwa: Wie entsteht aus einer literarischen Vorlage ein Theaterstück mit Musik? Wie entstand die aktuelle Fassung? Was war zuerst, Text oder Musik? Dazu gibt es „Instrumentenkunde zum Anfassen“. Fidel, Rebec, Zink, Schalmei, Dudelsack, Whistle, Organetto, Tympanon, romanische Bienenkorbglocken und verschiedene Perkussionsinstrumente können von den jungen Leuten ausprobiert werden: „Dabei entstehen kleine Improvisationen zusammen mit dem Ensemble“, erzählt Philipp Lamprecht.
Abends beginnt dann, ebenfalls im Toihaus mit Decamerone. Vita e Morte „offiziell“ das Festival: Die Musik ist von Francesco Landini, Jacopo da Bologna, dem Mönch von Salzburg, Oswald von Wolkenstein, stammt aus dem Codex Rossi, dem Codex Buranus, dem Llibre Vermell oder dem Gregorianischen Choral. Zwei Schauspielernnen und drei Musiker schaffen ein erlebbares „Musik-Theater“ aus dem 14. Jahrhundert, „wobei jede Person ihre gewohnte Profession auch mal verlässt“, erklärt Philipp Lamprecht. Die Protagonisten sind, wie die Figuren von Boccaccio, umgeben von Liebe und Tod: Verwoben mit der Mehrstimmigkeit des 14. Jahrhunderts gehen Geschichten und Musik „fließend ineinander über, sodass eine große Palette an Stimmungen und Situationen entstehen“.
Am Samstag (7.10.) folgt im Toihaus um 11 Uhr die Matinee der todt. Auf dem Programm steht als Österreichische Erstaufführung die Kantate für Bariton und Ensemble nach Texten von HC Artmann von Herbert Grassl. Es singt Winfried Zelinka, es spielt das Instrumentalensemble der IPHG. Weiters erklingt Musik von Rebecca Saunders, Luciano Berio und Georges Aperghis.
Die Erdgöttin steht am Samstag (7.10.) im Mittelpunkt der Video-Rauminstallation Gaia von André Hinderlich. Das Vokaltrio Sounds of Eternity Musik gibt mit Musik von Afamia al-Dayaa, Herbert Grassl und Tímea Hvózdiková „ein gesellschafts- und naturbezogenes Konzert mit Performance“ im Toihaus. Ebenfalls am Samstag schlagen Männerherzen höher zur Musik des Mönchs von Salzburg, von Elisabeth Naske und einer Uraufführung der ukrainischen Komponistin Nadia Kurinna. Es singen das Männer-Vokalensemble voices unlimited und das Mönch von Salzburg Ensemble. Das Konzert in der St. Erhardkirche ist Teil XXII der Mönch von Salzburg-Gesamtaufführung der Hofhaymer Gesellschaft.
Am Sonntag (8.10.) geht der Raritäten-Reigen in der Berchtoldvilla weiter. Zunächst mit einer Matinee mit Werken aus dem Buxheimer Orgelbuch aus dem 15. Jahrhundert. Dieses beinhaltet auch bekannte weltliche Lieder und Transkriptionen für Orgel. Dazu kommt eine Uraufführung von Alexander Bauer. Es spielt das Ensemble Siderea Musica. Nachmittags hat der Countertenor und Tänzer Théophile Alexandre seinen Auftritt in der Stadtgalerie Lehen. Werke für Schlagwerk solo spielt Raphaël Simon. Seine Lesart von Claudio Monteverdis L’Orfeo bringt zum Abschluss des Festivals im Toihaus das Ensemble Continu:um unter der Leitung von Elina Albach.
LebenLiebeTod – Festtage alter und neuer Musik der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft – Donnertag (5.10.) bis Sonntag (8.10.) – www.hofhaymer-society.at
Bilder: www.hofhaymer-society.at