asdf
 

Was hätte Mozart wohl in Kuba komponiert?

MOZART+FEST / LYCEUM MOZARTIANO DE HABANA / PADRÓN

24/10/22 Rondo alla Mambo vielleicht? Das von José Antonio Méndez Padrón angeführte Orquesta del Lyceum de la Habana beschloss zusammen mit der Hornistin Sarah Willis nach vier Tagen Mozart+Fest.

Von Horst Reischenböck

Eröffnet wurde mit der genialen Serenata notturna D-Dur-KV 239. Drei knappe Sätze bergen, wie eine Nuss-Schale, geistvoll die Idee musikalisch nächtlicher Unterhaltung. José Antonio Méndez Padrón unterstrick mit der Aufteilung des Orquesta del Lyceum de la Habana in Concertino und Tutti das Nachschwingen barocker Concerto grosso-Tradition.

Fröhlich ging’s in den eröffnenden Geschwindmarsch. Ein Tempo, zu dem Musiker damals wie heute wohl kaum „marschieren“ hätten können. Spontan zum Tanz einladend kam das zärtliche Menuett daher, mit Verve das von Padrón engagiert angegangene feurige Rondeau. Dessen Refrain-Eingänge nutzten übrigens alle Solisten zu beschwingtem Improvisieren nutzten. Die Pauken-Glissandi wären „damals“ freilich so nicht möglich gewesen.

Die Hornistin Sarah Willis führte dann mit butterweichem Ansatz und im bestem Einvernehmen mit der um je ein Paar Klarinetten und Fagotte aufgestockten Streicherriege in das Konzert Es-Dur-KV 447. Dynamisch fein abgestuft spielte die Solohornistin der Berliner Philharmoniker kernig die ihrem Instrument möglich tiefen Töne aus.

Danach stellte Willis die Frage in den Raum, was wohl Mozart komponiert hätte, wäre er in Kuba gewesen. Weitergedacht lieferten Joshua Davis und Yuniet Lombada die mögliche Antwort in ihrem mit Schlagwerk-Quartett bestücktem Rondo alla Mambo, für das sie das Finale des eben erst verklungenen Konzerts zum Ausgangspunkt nahmen – und euphorische Begeisterung provozierten. Idealer Anknüpfungspunkt für das weitere Geschehen. So zeigten die Streicher in Jorge Amado Molinas La Danza de los fugitivos auf, dass man auch ihre Instrumente perkussiv aktivieren kann, ehe sie kollektiv im „Hummelflug“ abhoben.

Mit Invierno Porteño und Primavera Porteña aus Astor Piazzollas Jahreszeiten-Zyklus stellte Konzertmeisterin Jenny Peña ihre geigerische Virtuosität von der G-Saite aufsteigend zur Schau. Auf des Mexikaners Arturo Márquez‘ Erinnerung an seinen brasilianischen Komponisten-Kollegen Egberto Gismondi ließ die Solistin genauso erfolgreich ihren eigenen Samba Son folgen. Zu einer turbulenten Nummer von Jorge Aragón als Zugabe wurde gesungen und getanzt. Stürmische Standing Ovations.

Bilder: ISM / Wolfgang Lienbacher           

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014