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Opulenz pur

CAMERATA SALZBURG / MATTHIAS GOERNE

29/04/19 Der vierte „Doppelschlag“ ums Wochenende (26./28.4.) bescherte den Abonnenten die Begegnung mit einem der großen Lied-Interpreten unserer Tage: der Bariton Matthias Goerne im Einsatz für Schubert. Und zum wirkungsvollen Ausklang Tschaikowski im reinen Streichersound.

Von Horst Reischenböck

An Taten zu messen: „Einen Läppischen lachen wir aus, wenn er es schlecht macht, einem Geistreichen gestatten wir‘s, wenn er den Sinn des Originals nicht geradezu zerstört.“ So urteilte Robert Schumann über den Sinn von Bearbeitungen. Im Klavierpart von Franz Schuberts Liedern haben viele Kollegen versteckt orchestrale Klangwirkungen entdeckt, auch im Bestreben, größere Wirkung zu vermitteln. Den Anfang setzte der vor 150 Jahren verstorbene Hector Berlioz, der übrigens selbst nicht Klavierspielen konnte. Ihm folgten Franz Liszt, Johannes Brahms, Max Reger, aber auch Anton Webern und Benjamin Britten. An die erinnerte Hermann Prey vor mittlerweile gut fünfzig Jahren.

In solchen Fußstapfen wandelt nun der Pianist Alexander Schmalcz, den Matthias Goerne zur Orchestrierung weiterer sieben Lieder anregte. Es ist ein kleiner Zyklus geworden, gedanklich etwas weiter gefasst ums Thema Wandern. Goerne wird übrigens bei den kommenden Festspielen die „Winterreise“ singen, begleitet von Markus Hinterhäuser.

Die kammerorchestrale Fassung für Streicher plus punktuell solistisch eingesetzter Bläser hält aparte Klangwirkungen parat. Durchaus plausibel ausgehört, wechseln einander so auch gleich zu Beginn Oboe, Viola und Flöte in den Zwischenspielen vom spät entstandenen „Des Fischers Liebesglück“ D 933 perfekt gesteigert ab. Ähnliches ließ ja schon Schubert selbst etwa in der Begleitung zur abschließenden „Alinde“ D 904 anklingen. Bei aller angestrebter Durchsichtigkeit gleichbleibend dahin perlende Klavierbewegungen auf Streicher allein zu übertragen, wirkt hingegen problematischer.

Auf jeden Fall war‘s willkommenes Futter im Sinne Goernes, der seiner vokalen Ausdruckskraft freien Lauf lassen konnte. Differenziert wortdeutliche Gestaltung steht bei ihm ohnedies außer Frage und alle seine ihm zur Verfügung stehenden Bariton-Lagen führt er vollmundig ins Treffen. Auftrumpfend im auf Goethe basierenden „Ganymed“ D 544; zart, verinnerlicht im anschließenden „Abendstern“ D 806; tief empfunden im Nachsinnen der „Pilgerweise“ D 798. „Das Heimweh“ birgt auch einen versteckten Salzburg-Bezug insofern, als Schuberts Treffen mit Johann Ladislaus Pyrker in Gastein Anlass zur Vertonung von dessen Verse gab. Triumph für Matthias Goerne, der sich zahlreicher „Vorhänge“ erfreuen durfte.

In Pjotr Iljitsch Tschaikowskis C-Dur-Serenade op. 48, ließ die Camerata, in gewohnter Weise durch Konzertmeister Gregory Ahss als „primus inter pares“ angeregt, keinen Zweifel daran, dass sie selbst philharmonischen Kollegen Parole zu bieten imstande ist. Was die Wiener unter Valery Gergiev zur Mozartwoche 2018 voll besetzt im Großen Festspielhaus ausspielten, boten auch die Camerata-Streicher Freitag im Großen Saal des Mozarteums. Auf ihre Weise vollmundig, süffig vom Einstieg ins Andante con moto hinein, in Details wie dem zauberhaften Walzer noch intimer und, nach der subtil abgestuften Elegie, fulminant final in russischen Rausch hinein gesteigert. Beglückender Ausklang: Wolfgang Amadé Mozarts zärtliches Andante aus dem Divertimento KV 63.

Bild: www.matthiasgoerne.com

 

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