Pro Austria
KULTURVEREINIGUNG / BERGEN PHILHARMONIC 2
18/01/19 Triumph für Norwegens orchestrales Aushängeschild: am zweiten Abend ihres Auftritts im Haus für Mozart spielten die Gäste, dirigiert von Juanjo Mena, eine rein österreichische Werkfolge und unterstützten erneut Weltklasse-Trompeter Håkan Hardenberger.
Von Horst Reischenböck
Anton Weidinger verdankt die Musikwelt den Prototyp einer Trompete, auf der man nicht nur wie in der Barockzeit lediglich Töne aus der Obertonreihe sondern das ganze chromatische Spektrum ausgenutzen konnte. Als erster nutzte Joseph Haydn dieses noch mit Klappen versehene Instrument. Heutzutage rücken Solisten dem Es-Dur-Konzert Hob. VIIe:1 natürlich mit Trompeten zu Leibe, die mit modernen Ventilen ausgestattet sind.
Der Schwede Håkan Hardenberger macht da keine Ausnahme. Im Konzert am Donnerstag (17.1.) akzentuierte er schon kurz die Themenaufstellung seitens der assistieren Philharmoniker aus Bergen mit und fühlte sich durch sie im weiteren Verlauf der drei Sätze zu locker perfektem Musizieren merklich gut aufgehoben. Lediglich seine offenbar eigene Kadenz im Kopfsatz sprengte ob ihrer Clarin-Spitzentöne doch den tonalen Rahmen des klassisch vorgegebenen Grundkonzepts.
Heinz Karl Gruber – eigenen Aussagen nach übrigens über mehrere Ecken hinweg mit dem Urheber von „Stille Nacht, heilige Nacht“ verwandt – schuf rund zweihundert Jahre nach Haydn eine Fassung für Trompete und Kammerorchester seiner durchaus eingängig kurzen „3 MOB Pieces“. Hardenberger hob sie aus der Taufe und nutzte auch hier drei unterschiedliche Instrumente in Verbindung mit differenziert eingesetzten Dämpfern: eine Es-, eine C- und eine kleine, sogenannte Bach-Trompete. Mit ihnen wirbelte er vorerst virtuos durch den Bossa nova am Beginn, versenkte sich danach in den durch Heinrich Heines Dichtungen inspiriert lyrischen Mitteilteil und „rockte“ begeisternd durchs Finale.
Der Einstieg in Gustav Mahler Erste Sinfonie wirkte noch wenig ausbalanciert und irritierte zunächst geringfügig, da die Holzbläser über die zarten Streicher und die exakt hinter der Kulisse hervor tönenden Trompeten eine Spur zu intensiv hinweg blökten. Juanjo Mena hatte jedoch im weiteren Verlauf das Bergen Philharmonic Orchestra fest im Griff, das so wie vorgegeben „immer sehr gemächlich“ den in der Partitur notierten Naturlauten und Vogelrufen nachsann. Derb stieg er mit den Bässen in das nachfolgende Scherzo ein und hieß die Instrumentalisten genussvoll differenziert die höhnisch karikierenden Variationen über das Kinderlied vom „Bruder Jakob“ in allen Registern auskosten. Triumphal dann der Schluss, den die acht Hörner stehend geblasen akzentuierten.
Als erste Zugaben Visitenkarten aus ihrer Heimat des Orchesters, Edvard Griegs bekannte Morgenstimmung aus „Peer Gynt“ und dann der hinterfotzige „Zug der Zwerge“ oder „Trolle“ aus seiner Lyrischen Suite op. 54.