An Frauenhand durch’s Labyrinth der Seele
ASPEKTE FESTIVAL 2010
14/05/10 „Begegnungen mit unterschiedlichen Temperamenten und Ausdrucksformen Neuer Musik in sieben Stationen“: Das bietet - vom 26. bis zum 29. Mai - das 32. Aspekte Festival. Den roten Faden, der sich durch dieses Labyrinth zieht, bilden zentrale Werke der Komponistin Sofia Gubaidulina, die als composer in residence beim Festival anwesend sein wird.
Überhaupt sind diese Aspekte eine Verneigung vor den Frauen: Festivalleiter Ludwig Nussbichler hat den Fokus auf Musikerinnen und Komponistinnen gesetzt: „Die Aspekte sind ein Festival, dem die Aufmerksamkeit auf Interpretinnen und Komponistinnen wichtig ist. So ist auch in der zeitgenössischen Musik die kreative Kraft des Weiblichen unverzichtbar und wesentlich.“
So erklingen beim 32. Aspekte Festival neben Werken von Sofia Gubaidulina und österreichischen Komponistinnen auch Werke von Kaija Saariaho oder den in Österreich weniger bekannten Komponistinnen Rebecca Saunders und Elena Mendoza.
Im Zentrum aber: Sofia Gubaidulina. Insgesamt werden sieben Werke der legendären Komponistin aufgeführt. Mit ihrem „Sonnengesang“ für Violoncello, Kammerchor und Schlagwerk wird am 26. Mai in der Müllner Kirche das Festival eröffnet. Es singt der Chorus sine nomine. Sofia Gubaidulina vertonte das berühmte Gebet des Franz von Assisi 1997 zum 70. Geburtstag des sowjetischen Cellisten Mstislav Rostropowitsch. Das Werk strahle, so Ludwig Nussbichler, „Ruhe und Ernsthaftigkeit aus und entwickelt über die knapp vierzig Minuten einen magischen Sog von ungewöhnlichen Klangwirkungen“.
Das Cello ist quasi das Leit-Instrument der diesjährigen Aspekte: „Vom ersten Konzert an wird der Klang des Violoncellos das Programm durchziehen.“ Zum Einsatz kommt es etwa im Klaviertrio des neuen Werk „La Follia“ von Alexandra Karastoyanova-Hermentin, gemeinsam mit dem Klavier im Stück „Aura“ von Thomas Heinisch, sowie als Soloinstrument bei den „Zehn Präludien für Violoncello“ und in „Silenzio“ mit Violine und Bajan von Gubaidulina.
Erst beim letzten Konzert am 29. Mai im Großen Saal des Mozarteums werde, so Nussbichler, die Violine die Hauptrolle übernehmen: bei Kaija Saariahos Konzert für Violine und Kammerorchester „Graal théâtre“ mit Martin Mumelter als Solisten. Im Zentrum des Labyrinths - wo normalerweise der eher unerfreuliche Minotauros lauert - warte bei den Aspekten 2010 die Sopranistin Christine Whittlesey mit „Hommage à T.S. Eliot“ auf das Publikum.
Insgesamt 17 Uraufführungen wird es von 26. bis zum 29. Mai geben: Neue Werke von Friedrich Cerha, Georg Friedrich Haas und Andor Losonczy werden ebenso präsentiert, wie die jüngsten Arbeiten von Gerhard Wimberger, Michael Mautner, Thomas Heinisch, Eva Reiter und Alexandra Karastoyanova-Hermentin.
Mit einer Besonderheit wartet das sechste Konzert (Spielräume 2010) auf: Hier werden in Kooperation mit dem Österreichischen Komponistenbund neue Stücke von jugendlichen Komponistinnen und Komponisten uraufgeführt. Da fehlt natürlich nicht der junge Salzburger Jakob Gruchmann.
Im Rahmen des von Ludwig Nussbichler neu ins Leben gerufenen „Aspekte Salzburg Sonderpreis“ für junge InterpretInnen beim Landeswettbewerb Prima la Musica, treten besonders begabte junge Musikerinnen und Musiker im Großen Saal der Stiftung Mozarteum ausschließlich mit Neuer Musik auf.
Auch die Liste der von Ludwig Nussbichler aufgebotenen Künstlerinnen und Künstler kann sich sehen lassen: Als director in residence wurde der Dirigent Oswald Sallaberger gewonnen. „Es war mein großer Wunsch, Sallberger bei den Aspekten mit einer anspruchsvollen Aufgabe zu betrauen, da ich ihn für einen Ausnahmedirigenten mit herausragendem Gespür, Klangsinn und intensiver Ausdruckskraft halte“, so Ludwig Nussbichler.
Das oenm, das Österreichische Ensemble für Neue Musik, ist bei drei Konzerten vertreten. Mitglieder des oenm wie Frank Stadler oder Andreas Schablas musizieren als Kammermusiker mit Gästen wie Janna Polyzoides, Erich Oskar Huetter (Violoncello) oder Per Rundberg (Klavier). Mit dem Chorus sine nomine unter der Leitung von Johannes Hiemetsberger komme, freut sich Nussbichler, „einer der renommiertesten Kammerchöre Europas nach Salzburg - gemeinsam mit dem Cellisten Friedrich Kleinhapl “. Andor Losonczy wird als Pianist sein eigenes „Concerto“ aus der Taufe heben.