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Pater noster und Mater nostra

CD-KRITIK / SALZBURGER BACHCHOR

24/12/14 Viele Chöre nehmen CDs mit A-cappella -Musik auf. Aber, so Alois Glaßner, „je besser die Chöre werden, um so rarer werden CDs“. Wieso das? Es hängt mit dem Qualitätsanspruch an sich selbst zusammen.

Von Reinhard Kriechbaum

Vielleicht deshalb hat es dreißig Jahre gedauert (so lange besteht der Salzburger Bachchor), bis die erste Aufnahme dieses Ensembles ganz ohne Orchester herausgekommen ist. „Man kann nichts vertuschen oder zudecken“, sagte Glaßner bei der Präsentation der CD. Und es gibt auch nichts zu verstecken! A-cappella-Musik aus fünf Jahrhunderten, von der Renaissance bis in die Gegenwart. Da kann man einmal quasi ein anderes Gesicht des Bachchores kennen lernen. Sein Kerngeschäft ist ja doch die oratorische Musik, aber für die Reihe „Raiffeisen Klassik Vokal“ seit 2010 ausschließlich in Salzburger Bezirksstätten) nimmt man sich ehrgeizige A-cappella-Projekte vor.

Seinen Ehrgeiz in diese Richtung hat Alois Glaßner schon kund getan, als er 2003 die Leitung des Salzburger Bachchors übernommen hat. Es sei die „Königsdisziplin“, wird er seither nicht müde zu betonen. Für diese CD hat Glaßner sich umgesehen, was es an Vertonungen des Pater noster, der christlichen Herrengebetes gibt. Es ist gleich auch eine Sprach-Wanderung geworden: Jacobus Gallus hat den lateinischen Text vertont, Heinrich Schütz gemäß dem protestantischen Background eine deutsche Übersetzung. Verdi hat für sein „O padre nostro“ zu einer mittelalterlichen Nachdichtung in Italienisch gegriffen. Karl Schnittke lässt Russisch singen, Maurice Duruflé Französisch. Das aramäische Original, so erzählt Glaßner, hätte er zu gerne auch drin gehabt in dieser Anthologie – und mit Arvo Pärt sei er auch schon im Gespräch gewesen. Aber daraus ist letztlich doch nicht geworden.

Bis in die Gegenwart reicht der Bogen trotzdem. Herwig Reiter hat das „Vater unser“ schlicht und gleichsam demütig in Noten gesetzt, wogegen Wolfram Wagner alle Register des vokalen Ausdrucks (und auch der Effekt-Schinderei) ziehen lässt.

Und doch: Für eine ganze CD hat dann doch wohl etwas gefehlt: So durchmischte Alois Glaßner die Werkfolge mit Gesängen an die Gottesmutter. Auch da Bekanntes (Bruckners „Ave Maria“) neben hierzulande kaum Gesungenem: etwa einem „Ave maris stella“ von Edvard Grieg oder einem „Ave Maria“ von Gustav Holst. Giuseppe Verdi ist auch im marianischen Teil vertreten, mit den „Laudi alla Vergine Maria“ aus den „Quattro pezzi sacri“. Da sind die Damen des Bachchores herausgefordert.

Vokale Verführungskünste unterschiedlichster Art werden da aufgeboten, für Mutter und Sohn/Vater. Eine gewisse Gefahr, süchtig zu machen nach Chormusik, kann man dieser CD nicht absprechen. Weder hinsichtlich der Werkauswahl noch in Blick auf die fulminant tonschönen Wiedergaben, wobei die Aufnahmetechnik (Plastizität) etwas hinten nach hinkt.

Einen Blick ist das Cover wert, genau genommen: die Innenseite der Hülle. Der bildende Künstler Valentin Oman hat sich von der Musik auf dieser CD zu Werken inspirieren lassen. Die Bilder gibt es bei Welz wohlfeil zu kaufen.

Die CD erschien bei OehmsClassics (OC 1817) und kommt im Jänner 2015 in den allgemeinen Handel. Aber schon jetzt ist sie bei MyHomeMusic am Universitätsplatz 6 in Salzburg erhältlich. - www.bachchor.at; www.myhomemusic.at
Die Graphiken zur CD „Pater noster“ von Valentin Oman: www.galerie-welz.at
Bild: www.oman-valentin.com

 

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