asdf
 

Der Bläser pure Freude

CD-KRITIK /  SALZBURGER HOFMUSIK / JOHANN MICHAEL HAYDN 

04/11/14 Die Salzburger Hofmusik und Wolfgang Brunner haben eine neue musikalische Rarität beim Label CPO veröffentlicht: Volume 2 der Bläserkonzerte des Salzburger Haydns Johann Michael, die man nur selten bis nie zu hören bekommt. Einige dieser Kompositionen dürften seit ihrer Entstehungszeit (hauptsächlich in den Jahren 1760-1770 in Salzburg) nie wieder in Salzburg aufgeführt worden sein.

Von Horst Reischenböck

Schon der Auftakt zu der Serie voriges Jahr machte Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung - die sich nun aufs Schönste verwirklicht. Wieder handelt es sich dabei vornehmlich um „Auskoppelungen“, um Sätze aus – meist als Ganzes verloren gegangener – Serenaden. Eine dieser Serenaden sei, so Charles Sherman der Ersteller des Werkkatalogs, noch vor der Anstellung Johann Michael Haydns 1763 am fürsterzbischöflichen Hof, nämlich an seiner ersten Wirkungsstätte in Großwardein im heutigen Rumänien entstanden. Die anderen waren mutmaßlich Teile von Finalmusiken für die Universitäts-Studenten zum Abschluss des Studienjahres. Diese sind interessanterweise zumeist nicht am Ort ihres Entstehens, sondern, wie im vorliegenden Fall, in der Bibliothek von Stift Göttweig und in der Ungarischen Nationalbibliothek erhalten geblieben.

Die nunmehr angebotene Kost ist allen Freunden virtuoser Bläsermusik zur Freude erneut abwechslungsreich gestaltet. Vor allem aber durch den Originalklang der Salzburger Hofmusik unter der beflügelnden Leitung ihres Leiters Wolfgang Brunner geadelt. Die Einspielung ist Vergleich zu Mitbewerbern auf modernen Instrumenten doppelt interessant.

Das beginnt mit einem dreisätzigen Hornkonzert in D-Dur MH 53, in dem Johannes Hinterholzer als Gast erneut beschwingt und vor allem auch in eigenen unaufdringlichen Kadenzen die klanglichen Möglichkeiten seines ventillosen Inventionshorns ausreizt. Dessen tiefen Tönen lassen auch Michael Haydns Humor (darin seinem älteren Bruder Joseph ähnlich) nicht zu kurz kommen.

Es folgt von der „ensemble-eigenen“ Flötistin Linde Brunmayr-Trutz gespielt ein bezauberndes Flötenkonzert derselben Tonart D-Dur MH 81.

Nach dem kurzen Intermezzo eines kantablen Larghettos für Posaune aus der Serenade MH 61, von Norbert Salvenmoser einfühlsam geblasen, bietet Franz Landinger mit zwei C-Dur-Sätzen aus der Serenade MH 60 eine weitere Trouvaille, mit der er nun auch Michael Haydns anderes – die Interpreten mit Spitzentönen genauso forderndes - Concertino für Trompete in exzellenter Art und Weise vorlegt.

Vor mehr als 25 Jahren gastierten die Virtuosi Saxoniae, dirigiert von Ludwig Güttler, einmal im Rahmen der Festspiele im Sommer. Mit im Gepäck die damals eben erst in Budapest wieder entdeckte Serenade Perger 87 bzw. MH 86, die damit ihre Salzburger Wiederaufführung erlebte. Sie enthält fordernde Instrumentalsoli, an vierter Stelle ein interessantes Concertino bestehend aus zwei Sätzen für Horn und Posaune - in dm sich die Herren Hinterholzer und Salvenmoser im Vergleich zu den Virtuosi Saxoniae mehr Luft zu pointierterem Atmen gönnen.

Als beglückender Ausklang nach einem Adagio-Satz in B-Dur, wie für Fagottistin Makiko Kurabayashi gefühlvoll gesetzt, kommt nochmals das Horn zu Wort: Michael Haydn verpasste damals in Salzburg wohl aus Mangel an Begleitstimmen dem Solo der As-Dur-Romanze in Mozarts Konzert KV 447 ein reizvoll neues Orchestergewand (MH 806).

Michael Haydn: Complete Wind Concertos Vol. 2. Salzburger Hofmusik, Wolfgang Brunner. cpo CD 777 538-2 - www.jpc.de -     Salzburger Hofmusik 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014