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Die Welt im kaiserlichen Musikzimmer

CD-KRITIK / BONONCINI / LA NINFEA

16/12/11 Der Grundstock des Ensembles „La Ninfea“ besteht aus Musikern, die an der Universität Mozarteum studiert haben und von hier aus ihren Weg in die Alte Musik gegangen sind. Barbara Heindlmeier und Christian Heim haben unter anderem bei Dorothee Oberlinger die höheren Weihen des Blockflötenspiels bekommen.

Von Reinhard Kriechbaum

Mit dem Namen Bononcini verknüpft jeder Blockflötist die "Divertimenti da camera". Deren Urheber ist Giovanni Battista Bononcini. Als Waisenkinder in Bologna ausgebildet, kamen er und sein Bruder Antonio Maria nach Wien. Von letzterem haben sich in der Nationalbibliothek dankbare Kammerkantaten mit obligaten Instrumenten, vor allem mit Blockflöten erhalten. Sie werden jetzt wieder häufiger aufgeführt, aus gutem Grund. Es sind reizvolle, intime Charakterstücke.

Die Sopranistin Ulrike Hofbauer und die Blockflötisten Barbara Heindlmeier und Christian Heim (der auch Gambe spielt) gestalten diese Stücke in stilistischem Gleichklang, firm und geschmackvoll in den Verzierungen und wohl dosiert im gestalterischen Affekt. Die drei Genannten haben auch an der Universität Mozarteum studiert, der Rest des Ensembles kommt aus verschiedenen Himmelsrichtungen: der Lautenist Simon Linné aus Schweden, Marthe Perl aus Deutschland, Alina Rotaru (Cembalo/Orgel) aus Rumänien.

Wie dürfen wir uns das Musizieren am Wiener Kaiserhof vorstellen, in diesem Fall vielleicht im Musikzimmer oder bei der Tafel? Auf jeden Fall war Flexibilität erwünscht. So begegnen uns Stücke in unterschiedlichem Gewand: eine Opernarie des Giovanni Battista Bononcini beispielsweise in einer attraktiven Fassung für Laute. Die Sätze aus dem zweiten der Divertimenti da Camera erklingen zum Teil in der vertrauten Version für Blockflöte und Basso continuo, aber auch in der – ebenfalls autographen – Variante für Cembalo solo, im Vivace-Satz sogar in einer Effekt heischenden Mischform. Und noch eine Mutation: Eine Sonate für zwei Diskantgamben und Basso continuo ist aus den eigentlich für Singstimmen gedachten „Duetti da Camera“ gezogen. So wird’s jedenfalls nie langweilig.

Giovanni Battista Bononcini & Antonio Maria Bononcini: Sono amante. Kantaten und Kammermusik. Ulrike Hofbauer (Sopran), Ensemble La Ninfea. Thorofon CTH 2584 - www.bella-musica-edition.de
Die Sopranistin Ulrike Hofbauer ist am Mittwoch (21.12.) um 19.30 Uhr bei der Salzburger Bachgesellschaft in der Großen Aula in Bachs Weihnachtsoratorium (Teile 4, 5 und 6) zu hören.

 

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