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Weltläufiges aus dem Klosterarchiv

CD-KRITIK / GUNAR LETZBOR

03/09/10 Da fanden sich also im Stiftsarchiv von Kremsmünster fünf Stimmhefte mit Streicherkonzerten eines "Sign: Mouthon", für zwei Violinen, zwei Gamben und Bass: Wer auch immer der Herr Mouthon war: Es ist qualitätvolle, virtuose "Alltagsmusik" des Barock, die zu wiederzuerwecken sich lohnte.

Von Reinhard Kriechbaum

Steckt womöglich der prominente Pariser Lautenist Charles Mouton (1626-1699) dahinter? Oder hat ihm irgendjemand diese Konzerte unterschoben? Vielleicht war aber auch ein ganz anderer Monsieur Mouthon dereinst in oberösterreichischen klösterlichen Gefilden unterwegs.

Es sind spiel-launige Concerti, geschrieben wohl von einem, der im süddeutsch-österreichischen Raum mit Schmelzer, Biber und dergleichen virtuoser Musik konfrontiert war und sich rhetorisch herausgefordert fühlte. Die melodisch einfallsreichen und in ihren Gesprächsfloskeln inspirierten Einzelsätze überschreiten kaum einmal anderthalb Minuten Spieldauer.

Man sollte solche Musik immer als das nehmen, was sie ist: effektvolles  "Alltagsmaterial", fingerfertigen Streichern in die Bögen geschrieben. Aber selbst wenn man die Concerti von eins bis zehn durchhört, wird die Sache nicht langweilig. Das liegt aber auch an Gunar Letzbor und seiner "Ars Antiqua Austria" (man kennt den Geiger und sein Ensemble seit Jahren von der Büphnenmusik zum "Jedermann" bei den Festspielen). Die sind immer auf der Suche nach Neuem. Als Letzbor im Vorjahr den ersten Biber-Wettbewerb im Stift St. Florian bei Linz leitete, hat er den Teilnehmern eindringlich ins Gewissen geredet: Die Beschäftigung mit Barockmusik dürfe nichts mit bloßer Wiederholung und schon gar nichts mit Routine zu tun haben. Noten frisch aus dem Archiv herzunehmen, also eigentlich "neuer" Musik ihre Klanglichkeit wieder zu schenken, darum gehe es.

Letztbor selbst zieht die Konsequenzen aus dieser seiner Forderung nach unabdingbarem Forscher- und Wiedererweckungsgeist: Nach zwanzig Jahren hat er ab sofort sein Ensemble "Ars Antiqua Austria" mit "Ensemble für neue Barockmusik" untertitelt.

Neue Barockmusik: Dafür taugen diese fünfstimmigen Geigen/Gambenkonzerte allemal. Letzbor und die Seinen setzen auf starke Tempo-Kontraste und lassen schon mal die Bögen hurtig springen. Wieder hat Gunar Letzbor, der so manchem barocken Geigen-Unikum aus dem österreichischen Raum - etwa Romanus Weichlein - zu neuen Ehren gehoben hat, etwas erschlossen, das zu kennen sich lohnt.

"The Mystery of Sign. Mouthon. 10 Concerti à 5". Ars Antiqua Austria, Gunar Letzbor. Challenge Classics, CC72336, www.challengerecords.com; www.ars-antiqua-austria.com

 

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