asdf
 

Champagner-Laune aus Kopenhagen

HÖRVERGNÜGEN / HANS CHRISTIAN LUMBYE

18/06/24 Die Wiener Philharmoniker spielten heuer im Neujahrskonzert auch ein Stück von Hans Christian Lumbye, dessen Neujahrs-Gruß-Galopp. 2024 wird des 150. Todestag des dänischen Komponisten (1810-1874) gedacht. Passend dazu widmet sich auch eine neue CD weiteren Werken des „dänischen Strauß“.

Von Andreas Vogl

Hans Christian Lumbye stammte, wie so viele Komponisten aus diesem Musikgenre, aus einem militär-musikalisch geprägtem Umfeld. Sein Vater war Soldat, er selbst genoss eine Ausbildung zum Trompeter in Odense und wurde später Musiker im Dragonerregiment in Kopenhagen. Ausserdem erkannte man sein Talent zum Komponieren. Zu jener Zeit waren Johann Strauß Vater und Joseph Lanner bereits international bekannte „Stars“ und so versuchte er durch Stücke im selben Stil beim dänischen Publikum zu reüssieren. 1842 wurde der Tivoli, ein vorwiegend im Sommer geführter Vergnügungspark, in Kopenhagen eröffnet und Lumbye spielte dort mit seinem eigens gegründeten Orchester auf. Im Winter gastierte er in ganz Europa, darunter Paris, Wien und Berlin, und schaffte sich so einen Ruf als international gefeierter Unterhaltungsmusiker. Aus jenem Orchester ging übrigens der Kopenhagener Musikverein hervor, welcher später von dem großen dänischen Nationalkomponisten Nils Wilhelm Gade geleitet wurde. Noch heute ist Lumbyes Orchester existent und jahreszeitlich aufgeteilt: Im Sommer heißt es Symphonieorchester des Tivolis, im Winter Seelands Symphonieorchester. 

Lumbye komponierte siebenhundert Musikstücke, darunter Tänze wie Galopps, Mazurken und Polkas, einige Walzer, Ballettmusiken und auch Märsche. Sein Champagner-Galopp op.14 zählt zu seinen auch heute noch beliebten Werken. Dieser eröffnet eine neue CD mit einer Auswahl von teilweise noch nie eingespielten Stücken, welche der Barockspezialist Lars Ulrik Mortensen, bekannt durch seine Bach und Buxtehude Interpretationen, nun mit seinem Originalklang Ensemble Concerto Copenhagen beim dänischen Label DaCapo vorlegt.

Unverkennbar ist da der Einfluss von Strauß und Lanner zu hören. Neben den Erstaufnahmen des Andante cantabile e Tarantella aus 1843 und des Walzers Sølvbryllups (Silberne Hochzeit) aus 1840, ertönt auch ein Stück als Variationen über Lieder des Nationaldichters Carl Michael Bellmann, welchen die Vereinigung der Skandinavischen Länder in damaligen studentischen Vereinigungen zu Grunde liegt und Bezug auf die „Bellmann's Feste in Djurgarden“ nimmt. Der Figaro-Walzer von 1841 ist eine Hommage an das französische Verlagshaus „Le Figaro“ gedacht, spielt sich aber mit Melodien aus Rossini’s Barbier von Sevilla. Ähnlich verwendet Joseph Lanner in Die Mozartisten op. 196 aus 1842 Themen und Melodien aus  Zauberflöte, Don Giovanni und Figaro. Dieser große und wunderbar gearbeitete über zwölfminütige Konzert-Walzer und der Champagner-Walzer op.14 aus 1828 von Strauß Vater sind dramaturgisch klug eingewobene Ergänzungen zu den Werken Lumbyes auf dieser Neuerscheinung und weisen auf dessen Inspiratoren hin. Ein freudvoller Champagner Gruß aus dem Norden zum Jahresbeginn!

Champagne! The Sound of Lumbye and his Idols: Concerto Copenhagen / Lars Ulrik Mortensen. DaCapo 8224750

 

 

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014