Um Mozart herum
CD-KRITIK / SIMON REITMAIER / AUNER QUARTETT
16/01/18 Ernst Ludwig Leitner wird heuer seinen 75. Geburtstag feiern. 2016 brachte Simon Reitmaier als Solist dessen Klarinettenkonzert zur Uraufführung. Vor zwanzig Jahren komponierte Leitner bereits ein Quintett, das Reitmaier nun zusammen mit dem Auner Quartett im Zentrum seiner dritten CD präsentiert.
Von Horst Reischenböck
Mozarts A-Dur-Quintett KV 581, Gipfel der Literatur, absolutes Maß aller Dinge, entstand in Hinblick auf das Können von Anton Stadler. Zeitgenosse Johann Friedrich Schink rühmte ihn anlässlich einer „musikalischen Academie“: „Hätt' nicht gedacht, daß ein Clarinet menschliche Stimme so täuschend nachahmen könnte ... Hat doch Dein Instrument einen Ton so weich, so lieblich, daß niemand widerstehn kann, der ein Herz hat.“
Den Spuren dieser angesprochenen Lieblichkeit, geadelt durch Wolfgang Amadés Genie, folgte Simon Reitmaier verführerisch, sanft im Auskosten der Farben seines Instruments und virtuos zugleich, ohne eventueller Melancholie mit Blick auf ein „Spätwerk“ zu sehr Vorschub zu leisten. Die Aufnahme, Auftakt seiner jüngsten CD, entstand in der Universität Mozarteum, an der ihn einst Alois Brandhofer unterrichtet hatte. Gleich vom Einstieg in den Kopfsatz an in perfekt ausgewogener Übereinstimmung mit dem international besetzt aufstrebenden jungen Auner Quartett: Daniel Auner und Barbara de Menezes Galante-Auner, Violine, Natali Bińkowska, Viola, und Konstantin Zelenin, Violoncello, fanden an der Wiener Musik-Universität zusammen.
An Mozart kommt in Salzburg kein Musiker vorbei. Ernst Ludwig Leitner, auch am Mozarteum tätig, beschäftigte sich mit ihm schon vor gut vierzig Jahren, als er „Metamorphosen nach Themen von W. A. Mozart“ komponierte. Als er danach um ein Klarinettenquintett gefragt wurde, bildete dieser erneut den gedanklichen Ausgangspunkt zu weiteren „Metamorphosen nach Motiven von W. A. Mozart“ in drei Teilen. Konkret ein Themen-Zitat aus dem Larghetto. Das erklingt vorerst nach getragenem Beginn in Geigen-Flageolett, ehe sich die Bläserstimme in den über weite Strecken wesentlich ernsteren Verlauf einklinkt. Eine tänzerischer bestimmte Episode führt in ein tiefgründig schwermütiges, fast düsteres Largo, konterkariert durch nachdrücklich spitz hohe Töne der Klarinette. Das abschließend beschwingtere Allegretto führt den Ausgangsgedanken dann nach kontrapunktischem Stimmengeflecht in positivere Gefilde.
Drittes Werk auf der CD, exzellent passend in seinem spätromantischem Duktus, ist Max Regers spätes Quintett in A-Dur op. 156. Auch dieses luzide Werk des früh Verstorbenen ist zumindest vom Aufbau her von Mozart bestimmt ist, mit dem Reger sich ja schon zuvor in seinen Orchestervariationen op. 132 intensiv beschäftigt hatte. Nun beschloss er sein nun Opus ultimum analog zum Gegenstück von Wolfgang Amadé auch mit einem Variationensatz. In Summe Gelegenheit für Reitmaier, seinen Ton lang getragen nochmals betörend aufblühen zu lassen. Im einleitenden, Johannes Brahms beschwörenden Amabile genauso wie im Gesang des Largo. Allen Freunden des „süßen Hölzls“ ans Herz gelegt!