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Keine Ahnung von Prärie – aber viel von Poesie

LITERATURFEST / LYRIKMATINEE

23/05/16 Stufe für Stufe. Rauf auf den Mönchsberg. Hinein in die Edmundsburg. Über den Dächern von Salzburg endet das Literaturfest unter dem Motto „Sprach:Musik“. Es verzauberten die Begnungen mit den überwältigenden Gedichten von Emily Dickinson in der Übersetzung von Gunhild Küblers, mit Evelyn Schlag und Daniela Seel.

Von Anna Sophie Felser

Der Saal füllt sich. Es wird ruhig. Musik erklingt. Sebestyén Ludmany und sein Violincello verzaubern die Gäste. Die Musik unterstützt beim Ankommen – im Saal, bei der Veranstaltung, im Hier und Jetzt. Vergessen sind das Rundherum, der Alltagsstress, die Wahldebatten.

Sprachlich eröffnet Evelyn Schlag den Sonntag-Vormittag (22.5.) mit einer Lesung aus ihrem Gedichtband „verlangsamte raserei“. Realität und ihre Auflösung in der Fiktion, Märchen, Natur sind die Themen in den acht Zyklen - und natürlich die Liebe. „kurz die nächte werden kürzer. wollte dir / noch einmal ... horchen nach dem lebensruf / von damals. alles damals. stille drängt / nach dem gesicht. wie / sahen wir uns zu? wie lagen unsere körper?“ Ihre Worte führen die Zuhörer in ausgefeilte Szenerien. Es sind Zeitreisen in ihre eigene und in unsere gemeinsame Vergangenheit.

Es folgt Daniela Seel mit ihrer Lyrik. Sie holt das Publikum mit der Frage „was weißt du schon von prärie“ ab und führt es in eine andere Welt. Ihre Gedichte leben durch die Betonung, den Sprachrhythmus und die Wortspiele und ergeben eine außergewöhnliche Sprach- und Wortgewalt.

Von den Sprachmelodien geht es zurück zur Musik von Sebestyén Ludmany. Zeit zum Kennen lernen neuer und zum Verarbeiten alter Melodien.

Nun ergreift Gunhild Küblers das Wort und stellt Emily Dickinsons Gedichte vor, die sie in einer Gesamtausgabe in die deutsche Sprache übersetzt hat. Gut verpackt und kombiniert ergibt sich ein Streifzug durch das Werk und Leben von Dickinson. Es eröffnen sich außerdem Einblicke in die Übersetzungsarbeit von Gunhild Küblers. Emily Dickinson sah das Gedicht als musikalisches Ereignis an. Und damit behält sie – auch an diesem Vormittag – Recht. „Poesie als Musik des Windes.“ Sprache als Musik. Worte verpackt in Melodien. Akustische Delikatessen.

Und auch zum Abschluss erfüllt das Violincello von Sebestyén Ludmany den Raum und gibt den Ausklang zum diesjährigen Literaturfest Salzburg. Heraus aus der Edmundsburg. Herunter vom Mönchsberg. Stufe für Stufe. Gefüllt und umhüllt von sprachlichen und musikalischen Melodien.

Bilder: dpk-Felser

 

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