Mit Buch und Rad und Tat
LITERATURFEST SALZBURG / ERÖFFNUNG
18/05/16 Das neunte Literaturfest Salzburg wird heute Mittwoch (18.5.) eröffnet und bietet bis Sonntag (22.5.) wieder „gegenwärtige Positionen, literarische Neuerscheinungen und subtile Unterhaltung“. In Schaufenstern der Stadt sind Texte von Teresa Präauer nachzulesen. Globaler, gesellschaftlicher und politischer Veränderung sind zahlreiche Veranstaltungen gewidmet.
„Bei der Eröffnung des Literaturfestes, die traditionell in der Großen Universitätsaula gefeiert wird, erweist sich der bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan als bedeutender Chronist unserer Zeit, wenn er aus seinem epochalen Roman ‚Der Trost des Nachthimmels’ über Blüte und Zerfall eines islamischen Reiches liest“, so die Programmverantwortlichen Jochen Jung, Christa Gürtler und Klaus Seufer-Wasserthal.
„Adolf Muschg, Schweizer Meister der stilsicheren Gratwanderungen, breitet in seinem märchenhaften Roman ‚Die Japanische Tasche’ mit viel subtiler Ironie eine raffinierte Geschichte über Freundschaft und Liebe, Abschied und Verluste aus.“ Unnachahmlich schräge Geschichten prägen Jens Nielsens Band „Flusspferd im Frauenbad“, in dem er aufzeigt, was es heißt, keine Denkverbote zu haben. Monika Rinck, 2015 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet, wirft in ihren Streitschriften „Risiko und Idiotie“ zum poetischen Denken erhellende Blicke auf die Gegenwart.
Im Abendprogramm widmen sich namhafte Autorinnen und Autoren der „Gegenwärtigkeit von Literatur.“ So stellt der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss in seinem Roman „Hagard“ Fragen nach der Lebenswirklichkeit im 21. Jahrhundert. Die in Paris lebende Schriftstellerin Gila Lustiger sucht in ihrem Essay „Erschütterung. Über den Terror“ dem terroristischen Anschlägen im vergangenen Jahr 2015 mit Vernunft zu begegnen. Beide werden mit Günter Kaindlstorfer vom ORF und Bettina Hering, Schauspieldirektorin der Salzburger Festspiele ab 2017, über die Gegenwärtigkeit der zeitgenössischen Literatur diskutieren.
Der Schauspieler Joachim Meyerhoff präsentiert in „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ hochkomische Geschichten über Identitäts- und Textlücken vom Leben zwischen Schauspielschule und großbürgerlichen Wunderlichkeiten in der großelterlichen Villa.
Ein Blick zwischendurch nach „draußen“: In den Schaufenstern der Stadt sind in diesem Jahr Texte der Salzburger Künstlerin Teresa Präauer nachzulesen. Sie wird außerdem ihren Prosatext „Oh, Schimmi“ performen und mit der Literaturwissenschaftlerin und Modetheoretikerin Barbara Vinken ein Gespräch führen. Der Medienkünstler und Musiker David Kleinl begleitet durch den Abend. „Daußen“ in Salzburg sind während des Literaturfests zwei Bücherfahrräder unterwegs: „Auch wer in der Stadt unterwegs ist, wird mit Literatur versorgt.“ Bücher zum Mitnehmen und/oder tauschen sollen Lust aufs Weiterlesen machen.
Zahlreiche Lesungen des neunten Literaturfestes sind Kooperationsveranstaltungen mit der Landesausstellung Salzburg 20.16, haben also einen engen Bezug zu Salzburg auf. Auch die Texte der geladenen Autorinnen und Autoren im Booklet zum Literaturfest haben „Salzburg“ zum Thema. DrehPunktKultur hat das Privileg, einzelne Booklet-Texte präsentieren zu dürfen.
„Sprachmusikalisch“ wird auch im neunten Jahr das Festival beschlossen, der Lyrik gilt die abschließende Matinee am Sonntag (22.5.): Gunhild Kübler liest aus ihrer vielgelobten Übersetzung der Gedichte von Emily Dickinson (1830–1886). Präzise Mikroszenen sind die Gedichte der „verlangsamten Raserei“ der österreichischen Schriftstellerin Evelyn Schlag, die zu Zeitreisen in die Geschichte einladen. Schließlich fragt die Verlegerin und Lyrikerin Daniela Seel in den Gedichten ihres Bands „was weißt du schon von prärie“ danach, wie Fiktionen den eigenen Alltag formen. (LFS/dpk-klaba)