Ein komischer Typ dieser Kafka
LITERATURHAUS / AUSSTELLUNG / KAFKA IN KOMIKS
14/02/14 Franz Kafka ist in der Literatur etwa so populär wie Pablo Picasso in der bildenden Kunst. Er ist also keineswegs ein Geheimtipp, der der Marketing-Nachhilfe bedarf. Andersherum kann jemand nur profitieren, der sich an den Namen Kafka anhängt.
Von Werner Thuswaldner
Sei dem, wie es sei. Sein Leben und die Romane „Der Prozess“ und „Das Schloss“ sind auch Vorlagen für graphic novels. Ihnen widmet das Salzburger Literaturhaus eine Ausstellung.
Der Autor David Zane Mairowitz wurde in den neunziger Jahren zu dem Projekt angeregt, Franz Kafka zum Thema einer graphic novel zu machen. Graphic novels, die einen Stoff in Form einer Bildergeschichte vortragen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Sie fordern dem Publikum, das durch diverse Medien auf das Schauen getrimmt ist, keine allzu große Leseanstrengung ab.
Mairowitz tat sich mit dem bekannten amerikanischen Zeichner Robert Crumb zusammen und schuf mit ihm den Band „Introducing Kafka“. Kafkas Biografie mit den gängigen Motiven - dem übermächtigen Vater, den obsessiven Visionen, den Problemen mit den Frauen etc. - erwies sich für den darstellenden Künstler als überaus inspirierend und ergiebig. Die Komik, die Neigung zur Groteske, ein, wie Mairowitz sagt, oft übersehenes Element der Dichtung Kafkas, kommt dabei nicht zu kurz. Der Band ist inzwischen in 29 Ausgaben erschienen.
Für das nächste Projekt, Kafkas Roman „Der Prozess“, wechselte Mairowitz den Künstler, er arbeitete mit der Französin Chantal Montellier zusammen. Sie hat einen mindestens ebenso lebhaften Zugang zum „Kafkaesken“ wie Crumb. Als nächstes folgte in jüngerer Zeit Kafkas „Schloss“, eine Kooperation von Mairowitz mit dem tschechischen Künstler Jaromir 99. Dessen Darstellungsform setzt nicht wie jene der beiden anderen Künstler auf den Strich, vielmehr haben seine Hall-Dunkel-Darstellungen flächige Effekte wie Linolschnitte.
Aus der Zusammenarbeit der drei Künstler mit Mairowitz entstand eine Ausstellung, die Malgorzata Zerwe für das Stuttgarter Literaturhaus gestaltet hat. Die Schau „Kafka in KomiKs“ ist nun im Salzburger Literaturhaus zu sehen.
Kafkas Porträt, das den Stellenwert einer Ikone hat, ist allgegenwärtig. Es gibt nicht nur „Flachware“ zu sehen, Details aus den Illustrationen stehen gleichsam in Lebensgröße im Raum. Orson Welles Lesung der Geschichte „Vor dem Gesetz“ ist zu hören. Eine Kabine eröffnet durch ein Guckloch eine Beziehung zu Kafkas Beziehung zum Sex. Zur Eröffnung am Donnerstag (12.2.) spielte die tschechische Band KAFKA. Der Kafka-Zeichner Jaromir 99 und der Schriftsteller Jaroslav Rudis sind die geistigen Väter dieser Band.