Georg Trakl
HINTERGRUND / 100. TODESTAG
31/01/14 Georg Trakl wurde vor 127 Jahren - am 3. Februar 1887 - im „Schaffner-Haus“ am Waagplatz in Salzburg geboren. Gedacht wird heuer freilich nicht dieses „unrunden“ Geburtstages, sondern - mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen - des 100. Todestages von Georg Trakl am 3. November 1914.
Von Heidemarie Klabacher
Georg Trakls wichtigste Lebensstationen waren Salzburg, Wien, Innsbruck und zuletzt die Kriegsfront des Ersten Weltkrieges in Galizien: „Trotz eines kurzen Lebens und eines schmalen Werkes zählt Georg Trakl zu den bedeutendsten Repräsentanten der deutschsprachigen Lyrik des 20. Jahrhunderts“, sagt Hans Weichselbaum, der Leiter der Trakl Forschungs- und Gedenkstätte.
Georg Trakl war bis zur Unterstufe ein „unauffälliger“ Schüler, mit der Pubertät nahmen die Konflikte zu. Als Trakl nach der vierten Klasse auch die siebte hätte wiederholen sollen, verließ er das Gymnasium und machte statt der Matura von 1905 bis 1908 ein Apothekerpraktikum – in der „Apotheke zum weißen Engel“ in der Linzergasse. Dort, wie auch auf einer Stele in der Nähe der Eisenbahnbrücke oder am oberen Ende der Toscanini-Stiege, erinnert eine Gedichttafel an das kurze Leben und Schaffen Georg Trakls.
Der Dichter sei mit den zahlreichen Gedichttafeln und mit der Forschungs- und Gedenkstätte in Salzburg sehr gut repräsentiert, so Hans Weichselbaum. Im Hof des „Trakl-Hauses“ steht übrigens seit kurzem ein wenig verschreckt und versteckt im Eck eine schmalbrüstige Trakl-Büste. Die Bronzeplastik von Hans Pacher (1913-2002) sei im Keller des Chiemseehofes zufällig gefunden worden. Literatur- und Kunstverständige könnten auf die Idee kommen, dass sie dort besser geblieben wäre.
Trakl-Orte und Pilgerstätten gibt es also. „Die Präsenz in den Köpfen ist eine andere Sache. Man kann niemanden zwingen Trakl zu lesen oder zu lieben“, wie Hans Weichselbaum sagt. Trakl für sich neu oder wieder zu entdecken und lieben zu lernen – dafür gibt es heuer Gelegenheit: Die zur Kulturvereinigung gehörende „Trakl Forschungs- und Gedenkstätte“ bietet das ganze Jahr 2014 über ein umfassendes Programm, großteils in Zusammenarbeit mit namhaften Kooperationspartnern.
Als Auftakt zum Salzburger Trakl-Jahr laden Literaturforum Leselampe und Internationales Trakl-Forum am Donnerstag (6.2.) zu einem Literaturfrühstück ins Traklhaus: Hans Weichselbaum wird unter dem Titel „Trakl-Echo. Poetische Spuren aus 100 Jahren“ über die Auswirkungen des jung Verstorbenen auf Literatur und Kunst sprechen: „Es gab und gibt bis heute ein erstaunlich starkes Echo auf dieses Werk, das in nur fünf Jahren geschaffen wurde“, so Hans Weichselbaum bei der Präsentation des Veranstaltungsprogramms zum Gedenkjahr. In Zusammenarbeit mit dem Filmclub des Literaturforums Leselampe und „Das Kino“ wird am 19. Februar der Trakl-Film „Tabu – Es ist die Seele ein Fremdes auf Erden“ präsentiert.
In der Ausstellung des Salzburg Museum „Krieg, Trauma, Kunst. Salzburg und der erste Weltkrieg“ ab 9. Mai gilt ein Schwerpunkt dem Dichter, Apotheker und Frontsanitäter Georg Trakl: Trakl hatte sich zum Militär gemeldet und rückte im August 1914 mit einer Sanitätskolonne an die Ostfront in Galizien ein. „Westlich von Lemberg (Lwiw) begegnete er erstmals in der Schlacht von Grodek (Horodok) der Grausamkeit des Krieges. Die österreichische Armee erlitt eine verheerende Niederlage. Trakl hätte ohne ärztliche Hilfe neunzig Schwerverwundete in einer Scheune versorgen sollen – der Anblick war ihm unerträglich. Viele Verletzte baten ihn, ihrer Qual ein Ende zu machen“, schreibt Hans Weichselbaum. Nach einer Selbstmorddrohung und einem Aufenthalt zur Beobachtung des Geisteszustandes im Garnisonsspital starb Georg Trakl in der Nacht vom 3. November an einer Kokainvergiftung.
Auch in der Deutschvilla in Strobl wird es ab 16. Mai eine Ausstellung geben: Hans Graf gestaltet in Zusammenarbeit mit der Galerie im Traklhaus einen Raum zu Georg Trakl und Thomas Bernhard. Zum Literaturfest Salzburg von 21. bis 25. Mai werden in zahlreichen Innenstadtgeschäften wieder „Schaufenster-Zitate“ auftauchen – heuer Briefstellen und Verse aus den Gedichten Georg Trakls.
Ein richtiger „Trakl-Tag“ ist der 19. Juli: Im Rahmen des Fests zur Festspieleröffnung werden zwei Schauspieler der Festspiele Trakl lesen, Hans Weichselbaum wird seine überarbeitete Trakl-Biographie präsentieren und die Salzburger Fremdenführer werden zu den Gedichttafeln in der Stadt führen. Auch eine „Trakl-Demo“ mit von Peter Fritzenwallner aus Schriftzeichen gestalteten Schildern soll es geben.
Auf Anregung von Schauspielchef Sven-Eric Bechtholf und im Auftrag der Salzburger Festspiele hat Walter Kappacher den Text „Der Abschied“ geschrieben, der am 15. August im Rahmen des Young Directors Project in der ARGEkultur uraufgeführt wird. Thema sind die letzten Tage Trakls an der Front in Ostgalizien, der heutigen Ukraine.
Germanisten aus aller Welt treffen sich von 8. bis 11. Oktober zu einer Trakl-Tagung auf der Edmundsburg. Am 9. Oktober wird der „Trakl-Preis für Bildende Kunst“ vergeben. Am 31. Oktober folgt als „Georg Trakl-Gedenkkonzert“ in der Kollegienkirche die Aufführung von Mozarts Requiem und eines von Clemens Vereno vertonten Trakl-Gedichtes. Es singen und spielen das Orchester der Kulturvereinigung und der Mozartchor Salzburg. Das Schauspielhaus lädt zur Szenischen Erzählung „Mutter Trakl“.
Am 100. Todestag, am 3. November, ist das Programm besonders dicht: Das Schauspielhaus lädt ab 9.30 Jugendliche zu einem Gedicht-Vortrags-Wettbewerb, im Trakl-Haus und an weiteren Orten in der Altstadt werden Dichterinnen und Dichter ihre Lieblingsgedichte von Trakl (und eigene Gedichte) lesen.
Am 15. November ist die „Nacht der Komponisten“ Aufführungen von Trakl-Vertonungen von Salzburger Komponisten gewidmet, im Dezember folgen, ebenfalls von der Universität Mozarteum veranstaltet, die Uraufführung eines Musiktheater-Projektes von Clemens Vereno („An versteinerter Schwelle“) und ein Lied-Projekt des Sängers und Lied-Professors am Mozateum Wolfgang Holzmair. Im Rahmen des Festivals „Dialoge“ werden am 4. Dezember der Georg Trakl-Preis und der Förderungspreis für Lyrik verliehen.
Alle Veranstaltungen anlässlich des 100. Todestages von Georg Trakl - die website der Trakl Forschungs- und Gedenkstätte im „Trakl-Haus“ bietet etwa auch eine detailreiche Trakl-Biographie von Hans Weichselbaum, eine Publikationsliste oder den Wegweiser zu allen Gedichttafeln - www.kulturvereinigung.com
Bilder: dpk-klaba (4); www.kulturvereinigung.com; (1)