Einmal volltanken, bitte
LITERATURHAUS / BÜCHERTANKSTELLEN
09/01/13 Bücher abliefern, Bücher mitnehmen, bezahlt wird nicht. Die „Büchertankstellen“, aufgestellt vor der ARGEkultur im Nonntal und vor dem Literaturhaus in Lehen, sind ein durchschlagender Erfolg. Zwei ausgediente Telefonhäuschen dienen als Mini-Bibliotheken, die Tag und Nacht geöffnet sind.
"Wir schmunzlen immer wieder über erstaunte Gesichter und ungläubige Fragen von Interessierten, ob man denn da wirklich ohne Ausweis und ohne ein Buch dabeizuhaben eines oder mehrere so einfach mitnehmen dürfe ... Ja, man darf! Und man soll und kann Tag und Nacht kommen, denn die beiden Büchertankstellen stehen rund um die Uhr offen und bieten pro Büchertankstelle Platz für 150 bis zweihundert Bücher."
„Diese Buchtauschbörsen sind in gesponserten, wetterfesten und umgebauten ehemaligen Telefonhäuschen untergebracht, rund um die Uhr frei zugänglich und gratis“, fasst Tomas Friedman, der Leiter des Literaturhauses Salzburg, die Aktion zusammen. „Seit 31. Mai haben tausende Bücher ihre Besitzer gewechselt.“
Die zunächst nur auf ein Jahr angelegte Aktion „Lesefutter für Bücherwürmer“ ist schon zur Halbzeit ein Erfolg: „Die Rückmeldungen der ersten Monate sind nur positiv. Täglich kommen Menschen zu Fuß, auf Fahrrädern oder im Pkw, laden Bücher ab und nehmen andere mit. Persönlich, per Email oder auf Facebook trudeln immer wieder freudige und dankbare Rückmeldungen ein – so auch in dem wochenlang verschwundenen und schließlich wieder aufgetauchten Gästebuch. Sorgen von Kritikern, dass die Telefonzellen Vandalenakten zum Opfer fallen könnten, haben sich längst zerstreut.“
Vor den Weihnachtsfeiertagen habe man besonders „aufgetankt“: „In die Büchertankstelle vor dem Literaturhaus wurden fünfzig neue wertvolle Bücher wie Romane, Krimis und Gedichtbände gestellt, damit Menschen, die für Bücher wenig oder kein Geld ausgeben können, sich oder andere trotzdem beschenken können.” Friedmann betont: „Bei den Büchertankstellen handelt es sich um öffentliche Bücherschränke, aus denen Interessierte völlig unkompliziert gebrauchte und neue Bücher entnehmen und auch jederzeit welche hineinstellen können.“
Es gehe den Initiatoren dabei um keine Kunstaktion, sondern ganz einfach darum, „Ängste vor Büchern abzubauen und zum Lesen zu verführen, Neugier für Literatur zu wecken und das Lesen zu fördern“. Tomas Friedmann träumt von einer möglichen Ausweitung in Zukunft: „Vielleicht findet sich ja ein Sponsor, der das Projekt auch in andere Salzburger Stadtteile tragen will – oder die Stadt springt gar auf. Jeder darf die Idee kopieren! Es wäre schön, wenn sich daraus Partnerschaften in Gemeinden ergeben – eventuell in Zusammenarbeit mit Bibliotheken, Bildungseinrichtungen und Kulturstätten, unterstützt durch die Kulturpolitik. Vielleicht stehen ja irgendwo noch alte Telefonzellen herum, die nicht mehr gebraucht werden?“ (LH/dpk-klaba)