In die Bibliothek gehören echte Bücher
HINTERGRUND / NATIONALBIBLIOTHEK / E-BOOKS
03/10/12 Er ist nicht nur auf einem Pressefoto des Literaturhauses umgeben von Büchern – von solchen, die (noch) auf Papier gedruckt sind. Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann und seiner Institution ist das Sammeln von „E-Books, wie es die Leiterin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, dieser Tage propagierte, ähnlich suspekt wie der IG Autoren.
Am letzten September-Wochenende hat die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, angekündigt, künftig dem elektronischen Buch (E-Book) den Vorzug gegenüber dem physischen Buch zu geben. Die IG Autorinnen und Autoren zeigte sich darüber entrüstet und forderte ihren Rücktritt.
In einem offenen Brief an Bundeskanzler Werner Faymann und Kulturministerin Claudia Schmied fordert die IG eine Einbindung der Autoren-Vertretung und des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels in die Gespräche über eine Mediengesetz-Novelle (hier ist die Sammeltätigkeit der ÖNB geregelt). Laut IG-Sprecher Gerhard Ruiss sei "Gefahr in Verzug", wenn Bücher und Printmedien nicht mehr als kollektives Gedächtnis betrachtet und nur in virtueller Form aufbewahrt werden.
Auch der Salzburgs Literaturhaus-Leiter Tomas Friedmann ist befremdet über „ungeschickte Aussagen“ der Bibliothekschefin, schließlich sei die Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg die zentrale österreichische Bibliothek, die bei ihrer umfangreichen Tätigkeit neben Pflichtexemplaren aller in Österreich verlegten Druckwerke vor allem auch wissenschaftliche Arbeiten (darunter Dissertationen) sammle und aufbewahre. Eine Ergänzung um elektronische Medien – wie seit einigen Jahren geschehen – sei sinnvoll und notwendig, eine Reduzierung auf digitale Daten um Kosten zu sparen aber abzulehnen.
"Buch, E-Book und Hörbuch leben neben- und miteinander, künftig noch mehr als bisher, ergänzen und überschneiden sich", sagt Friedmann. "Sowohl für herkömmliche Bücher als auch für E-Books gibt es gute Argumente und einen Markt, man solle sie nicht gegeneinander ausspielen." Für den Literaturhaus-Leiter persönlich sei das Buch in seiner bestehenden Form ein unschlagbar intelligentes, weil praktisches, schönes und leistbares Produkt, das er nicht missen möchte und das Teil unserer Kultur sei. Selbstverständliche habe die ÖNB die Aufgabe, auch in der Zukunft alle Formen von Büchern und Printmedien zu sammeln. (Literaturhaus Salzburg)