Mehr ein Ritual, als ein Zittern…
LITERATURFEST SALZBURG
14/04/11 … sei die ehemals „bange“ Frage, ob das Literaturfest wohl auch im nächsten Jahr wieder zustande kommen werde. Das Literaturfest Salzburg findet heuer zum vierten Mal statt - von 25. bis 29. Mai - und sei aus dem Salzburger Kulturkalender inzwischen nicht mehr wegzudenken. So Jochen Jung bei der „traditionellen“ Programmpräsentation im Hotel Stein.
Von Heidemarie Klabacher
„Literatur ist ja normalerweise das, was sich zwischen einem Leser und einem Buch abspielt. Aber bisweilen muss die Literatur auch einen größeren Auftritt haben“, meint Jochen Jung, der zusammen mit Christa Gürtler und Klaus Seufer-Wasserthal das Literaturfest Salzburg programmiert und leitet. Vom „Vernachlässigsten“ in der Literatur - „der Lyrik“ - bis zu dem, „was allen Spaß macht und allen gefällt“ reiche das Spektrum. „Wir möchten auch heuer wieder zeigen, dass Literatur für jeden etwas zu bieten hat und es immer wieder schafft, uns zu überraschen und die Welt so zu zeigen, wie man sie noch nie gesehen hat.“
Die bisherige Programmeinteilung habe sich bewährt und werde beibehalten: Eröffnet wird mit einem „Bunten Abend“ der Sprach- und Sprechkünstler. Die Vormittage sind den Kindern und Jugendlichen vorbehalten. Die Mittags-Schiene an alternativen Schauplätzen, wie der Kaffeerösterei 220 Grad, gilt Salzburger Autorinnen und Autoren (oder solchen aus Oberösterreich, was aber eh fast auf dasselbe hinausläuft). Die Nachmittage gehören u a. den Debütanten und Erzählern, die Abendtermine „den Großen“. Abschluss und Höhepunkt ist die sonntägliche Lyrik-Matinee in der Edmundsburg auf dem Mönchsberg.
„Wir wollen dass Salzburg spürt, dass es dieses Fest gibt“, betont Jochen Jung. Daher gibt es wieder die „Schaufenster Texte“, die diesmal niemand geringerer als Peter Handke beisteuert: Die 15 Zitate stammen aus dem Jung und Jung-Buch „Ein Jahr aus der Nacht gesprochen“, über fünfzig Geschäfte hätten sich , so Jung, bereits um einen Spruch beworben. Da könne es schon sein, „dass man ganz einfach Schuhe oder Hemden anschauen will“ und über etwas ganz anderes zum Nachdenken gebracht wird.
„So etwas, wie diese Schaufenster Texte haben wir noch in keiner anderen Stadt gefunden. Das ist einzigartig. Das ist geschehen und geblieben.“ Von Bodo Hell, Ilse Aichinger und H.C. Artmann waren die Schaufenster Texte der ersten drei Literaturfeste, "und noch heute finde man da und dort Texte aus dem ersten Jahr". Auch die geladenen Autorinnen und Autoren seien um „Satzspenden“ gebeten worden, die das Programm-Büchlein bereichern werden. „Keine Vorgaben - nur der Name Mozart sollte nicht vorkommen.“ Beim „Bunten Abend“ am Mittwoch (25. Mai) treten auf: der „Spoken-Word-Poet“ Bas Böttcher und die Schweizer Autorin Erica Pedretti. Elke Heidenreich kehrt mit Haustier Nero Corleone zurück und Antonio Fian skizziert in „Man kann nicht alles wissen“ den österreichischen Irrwitz des Alltags.
Auf der Mittagschiene von Donnerstag (26. Mai) bis Samstag (28. Mai) gibt es die Möglichkeit zur Begegnung mit Christoph W. Aigner, mit der Lyrikerin Cvetka Lipuš, mit Anna Elisabeth Mayer und ihrem Debütroman „Fliegengewicht“, mit Sabine Scholl, Lorenz Christian Müller und Christian Schacherreiter - einem Autor, die sich an eine geglückte (!) Kindheit im Innviertel erinnert. An den Nachmittagen wird die Bibliotheksaula zur Bühne für Gabriele Kögl mit ihrem neuen Roman „Vorstadthimmel“ und Ernst-Wilhelm Händler mit seinem Roman „Welt aus Glas“. Im Hotel Stein lesen weitere Debütantinnen: die diesjährige Rauriser-Literaturpreisträgerin Dorothee Elmiger (aus „Einladung an die Waghalsigen“) und Peggy Mädler (aus „Legenden vom Glück des Menschen“).
Im Rahmen des Abends „Peter Handke heute“ wolle man „kluge Leute über Handke reden lassen“, so Jochen Jung: Es diskutieren Ernst-Wilhelm Händler, der Handke-Biograf Malte Herwig sowie die Literaturkritikerinnen Sigrid Löffler und Ina Hartwig. Danach liest Dörte Lyssewski aus Handkes Erzählung „Die linkshändige Frau“. Der Freitagabend gilt den ungarisch-schweizerischen Autorinnen Zsuszanna Gahse und Melinda Nadj Abonji. Für gute Unterhaltung sei am Samstagabend im Republic gesorgt: Wolf Wondratschek kehrt in „Das Geschenk“ zu seinem alten Helden Chuck zurück, der mittlerweile selbst Vater eines rebellischen Sohnes ist. Danach sei ein „Humorexzess“ mit Max Goldt garantiert: Er wird aus dem Text-Bild-Band „Gattin aus Holzabfällen“ lesen.
Zur lyrischen Matinee geladen wurden Susanne Stephan mit ihrem Buch „Gegenzauber“, Ulrike Almut Sandig mit ihrem phantastischen Reise-Gedichtband „Dickicht“ - und als „Gegengewicht zu den jungen Autorinnen“ - der achtzigjährige Harald Hartung, der in „Wintermalerei“ der Welt der Kälte kräftige Bilder entgegensetzt.