„Du schreibst und es ist falsch“
RAURISER LITERATURTAGE
03/04/11 Der Freitagnachmittag (1.4.) begann mit einem etwas anderem Zugang im Vergleich zu den letzten beiden Tagen: Schriftstellerinnen und Schriftsteller luden ein zu privaten Gesprächen in Privathaushalten, unter dem Namen „Störlesungen“.
Von Eva-Maria Klausner
So war auch Brita Steinwendtnerunterwegs, in der Pension Anneliese: Gelegenheit, Literatur in einem intimeren Kreis kennen zu lernen. Auch die eine oder andere Anekdote zu ihrem Roman „Du Engel Du Teufel“ wurde erzählt und gab somit Einblick in ihre schriftstellerische Tätigkeit.
Am selben Abend trafen sich Literaten und Publikum im schon bekannten Gasthof Grimming um sich weitere Lesungen anzuhören. Dort begegnete man unter anderem auf das „mahnende Gewissen der Schweiz und der Welt“ in Gestalt von Adolf Muschg, der mit viel Humor und Selbstironie erklärte, dass er ein enzyklopädischer Dichter sei – er müsse erzählen und erzählen und könne gar nicht damit aufhören, deshalb schaffe er es auch nie, ein Buch mit 150 oder 200 Seiten zu schreiben, so sehr er sich es auch vornehme. Im Anschluss präsentierte noch Najem Wali sein jüngstes Werk, das von den Zuhörern mit großer Begeisterung aufgenommen wurde.
Auf die Anwesenheit von Claudia Schmied, Ministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, regierte vor allem Ludwig Laher mit Kritik: „Die Kurierdienste der Ministerin brauchen wir nicht.“. Was den meisten Anwesenden doch ein kleines Schmunzeln entlockte.
Nach einer kurzen Nacht traf man sich dann zum Höhepunkt des verlängerten Wochenendes – dem Gespräch über Kindheit mit Aharon Appelfeld und Gottfried Bachl. Wenn auch Bachl neben Appelfeld ein wenig unterging, da dieser im Gespräch die Hauptrolle führte.
Der Salzburger Theologe und Literat nahm das jedoch sehr locker: „Ich habe den Tod gesehen, aber er hat mich nicht bedroht, deshalb habe ich bescheiden zu sein“ - und hat sich zurückgelehnt und größtenteils einfach nur aufmerksam zugehört.
Appelfeld zeichnete mit weh- und zugleich auch frohmütiger Stimme die Konturen seiner Kindheit nach und gab Einblick in seine bewegende Kindheit in ukrainischen Stadt unter den Nationalsozialisten. Gottfried Bachl seinerseits erzählte von seinem Aufwachsen in einer zutiefst katholischen Familien in Deutschland.
Am Samstag (2.4.) Nachmittag fand dann parallel zu dem im Programm angekündigten Gespräch zwischen Marlene Streeruwitz und Rauriserinnen (an dem natürlich auch Männer teilnehmen durften) auch ein Gepräch und eine Lesung mit Marie-Thérèse Kerschbaumer statt. Da sie nicht im Programm angekündigt war, war es ein Termin in einem vergleichsweise kleinen, intimen Rahmen. Geleitet wurde es von einer Dissertantin, die ihre Doktorarbeit zu Kerschbaumers Werk schreibt.
Auch bei ihr war Humor die vorrangige Gemütsrichtung als sie erklärte warum sie Linguistin wurde („Man muss das machen wovor man sich fürchtet“) und später von ihrem Aufenthalt in Rumänien erzählte.
Ausklang des letzten Abends bildeten die Lesungen von Appelfeld, Stavaric, Bachl und Kerschbaumer, aber auch die jüngere Generation war noch mal vertreten durch Astrid Rosenfeld und Vanessa F. Vogel. Auch hier wurde die Thematik „Schuld“ wieder aufgenommen und durch die Perspektive der jüngeren Generation ergänzt: „Schuld“ hat eben viele Facetten und kann, je nach Persönlichkeit oder generation, auf ganz unterschiedliche Art gefasst werden.