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Peng! - Und viel Humor-Volltreffer

LITERATURHAUS / KRIMIFEST

18/10/09 "De mortuis nil nisi bene" Diese Weisheit der Antike schließt glücklicherweise nicht aus, dass über Tote herzhaft gelacht werden darf. Gelacht wurde beim zweiten Krimifest im Literaturhaus viel.

Von Andrea Folie

Die Geschichten rund um Verzweiflungstaten, geplante Mordattacken und schaurige Psychoakte legen nicht unbedingt ein Fest der Fröhlichkeit nahe. Denn todernst waren die Geschichten allemal. Trotzdem reichte ein stummes Grinsen beim Zuhören oftmals nicht aus. Lachanfälle waren wohl eher die Regel als die Ausnahme - was nicht zuletzt an den Textpassagen lag, die die Autoren auswählten.

Die Autoren und ihre Mordgeschichten bewegen sich auf einer moralischen und literarischen Gratwanderung. Zuerst einmal: Die Romane sind nicht immer nur amüsant. Sehr wohl bleiben die Momente größter Verzweiflung, melancholischer Erregung und tiefster Depression dem Leser nicht erspart. Der Sinn eines Kriminalromans muss ja nicht ausschließlich darin bestehen, mit viel Ironie die Lust des Lesers auf makabere Todesfälle und noch grauenvollere Lebensweisen zu stillen.

So stellt Paulus Hochgatterer in seinem neuen Buch "Das Matratzenlager" das aktuelle Thema Kindesmissbrauch schrecklich real vor. "Die schwarze Glocke", eine vage Information eines missbrauchten Kindes, und "wenn ich rede passiert mir das Gleiche" sind bloß Andeutungen von Taten und Erfahrungen, die nur schwer in Worten wieder zu finden sind. Der Autor jedoch findet Sätze, die sich in ihrer Schwere zu einem inneren Bild verdichten.

So unglaublich authentisch die Geschichte von Hochgatterer wirkt, erscheint auch die Erzählung der Schriftstellerin Susanne Ayoub. Den Stoff eines Krimis findet sie in der Kriegs- und Nachkriegszeit in Wien. In schillernden und ernsthaften Sprachvariationen bemächtigt sich Ayoub in "Mandragora" den Neutemplern, einer okkulten Strömung im Nationalsozialismus. Doch: Es schaudert, fröstelt und brennt zugleich, wenn sich herausstellt, dass diese Seite der okkulten Ideologie nicht nur als wahr erscheint, sondern tatsächlich wahr ist.

Trotzdem: Ist nicht vor allem die österreichische Krimilandschaft bekannt für ihren außergewöhnlichen, fast schon kabarettistischen Humor? Lässt nicht gerade dieser die österreichische Krimiszene in der Unendlichkeit der Gegenwartsliteratur einzigartig erscheinen?

Ein gutes Beispiel hierfür ist der vierte Roman von Thomas Raab, "Der Metzger holt den Teufel". Es ist ein einmaliges "Fundstück" für die außergewöhnliche Karriere eines unfreiwilligenalt Kriminalermittlers. Willibald Adrian Metzger, Restaurator, Rotweintrinker und gemütlicher Geselle, begibt sich auf mörderisches Terrain in Aristokratenkreisen. Raab vereint handfeste Komik mit dem Gefühl einer inneren, elendigen Verzagtheit. Sympathisch und voller Lebensfreude erscheint nicht nur der "Metzger", sonder vor allem Raab selbst. Aber auch Friedrich Ani lässt sich in seinem dritten "Seher"-Krimi "Die Tat" nicht lumpen. Behutsam nähert er sich unterschiedlichen Charakteren. Er zeigt Menschenbilder, die in ihrer "Einfachheit" auch viel Unklares und Kompliziertes vereinen. Erheiternd sind seine "Mordgeschichten" allemal – vor allem wenn er mit seiner sonoren Stimme liest und zur Fröhlichkeit einlädt.

Eindringlich, überzeugend zeigt sich auch die zweite Frau im Bunde, Eva Rossmann. Ihre Heldin, Mira Valensky, mischt auf - in der Ellbogengesellschaft, in der jeder selber seines Glückes Schmied ist. Dass es dabei aber immer wieder Menschen gibt, denen das Schicksal so übel mitspielt, dass sie die Verliererschiene nicht mehr verlassen können, zeigt Rossmann in "Evelyns Fall".

Spannung pur lag in der Luft des Literaturhauses. Unterhaltsam, anrührend und beengend zugleich erwies sich das Fest des Krimis. Wenn gelacht wurde, dann ordentlich: Sch(l)ussendlich stand man den Toten dieses Abends wohlwollend gegenüber.

Bilder:  www.hanser-literaturverlage.de/Ekko von Schwichow (1); www.thomasraab.com (1); www.evarossmann.at/Edith Walzl (1)

 

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