Ein Jänner voller Literatur
LITERATURHAUS SALZBURG
11/01/24 Prall gefüllt ist das Jänner-Programm im Literaturhaus Salzburg. Schülerinnen und Schüler kommen ebenso mit eigenen Texten zu Wort wie namhafte Autorinnen und Autoren von Katrin Röggla bis Franz Schuh. Mit Franz Kafka geht’s ins Kino.
Von Heidemarie Klabacher
Amanti. Spiele der Liebe heißt die aktuelle Ausstellung im Literaturhaus: DerMedienkünstler Dieter Huber gilt international als Pionier computergenerierter Bilder und als „Verfechter einer Kunst mit gesellschaftlich relevantem Inhalt“. Seine zweibändige, den Geliebten und den Liebenden gewidmete, Anthologie Amanti. Spiele der Liebe ist 2022 erschienen.
Huber ordnet dort insgesamt 366 Texten aus Philosophie, Poesie, Kultur, Soziologie, Kunst, Religion, Oper, Songs oder Liebesbriefen eigene Bilder zu. Genau darum geht es auch in der Ausstellung im Literaturhaus. Dieter Huber, geboren 1962 in Schladming, lebt in Salzburg. Die Ausstellung ist bis 22. März zu sehen.
Ein Programm-Klassiker im Literaturhaus ist das Literaturfühstück mit Expertinnen und Experten bei Kaffee und Kipferln. Das erste Literaturführstück 2024 gestaltete die Salzburger Literaturwissenschafterin Silvia Bengesser zum Thema Charlotte Herzfeld. John Heartfields kunstreiche Schwester. Charlotte Herzfeld, 1898 geboren in Salzburg, 1975 gestorben in St. Michael im Lungau, verbrachte den Großteil ihres Lebens in der Stadt Salzburg. In den frühen 1920er Jahre arbeitete sie für die Deutschen Werkstätten in Hellerau bei Dresden. Sie hinterließ kunstgewerbliche Arbeiten aber auch zwei Lyrikbände, die 1961 und 1964 erschienen sind. „Wir wüssten nichts von dieser außergewöhnlichen Frau, die im Nationalsozialismus als Vollwaise, Halbjüdin und Patientin der Salzburger Landesheilanstalt für Geisteskranke lebensbedrohlicher Verfolgung ausgesetzt war, wenn nicht George Wyland-Herzfelde den Nachlass seiner Tante dem Literaturarchiv Salzburg vermacht hätte“, so Silvia Bengesser.
Unter dem Titel Letzter Absatz lesen, heute Donnerstag (11.1.) abends, Schülerinnen und Schüler „Essayistisches und Lyrisches, Erzählerisches und Kurzprosa“, Texte die im Fach Kreatives Schreiben am Musischen Gymnasium entstanden. Das Junge Literaturhaus präsentiert poetische Miniaturen aus vier Jahren Schreibpraxis.
Die erste Lesung mit Gespräch bestreitet Kathrin Röggla. Am Freitag (12.1.) präsentiert sie ihrem neuen Roman Laufendes Verfahren. Im Müncher NSU-Prozess von 2013 bis 2018 standen Mitglieder der rechtsextremen Terrorgruppe vor Gericht gebracht. „Kathrin Röggla hat den Rechtsstaat und dessen Grenzen nicht auf den Begriff, aber auf den Roman gebracht“, hieß es in der FAZ. Die Literaturwissenschafterin Uta Degner mit der 1971 in Salzburg geborenen Autorin. Kathrin Röggla lebt als Prosa-, Theater- und Radiostückautorin in Köln. Voriges Jahr erhielt sie den Großen Kunstpreis des Landes Salzburg 2023.
Der Literaturverein erostepost wartet zu Jahresbeginnn ebenfalls mit einem Klassiker auf. ¡lesen lassen! heißt es seit über dreißg Jahren. Am 15. Jänner können auf der offenen Lesebühne wieder ambitionierte Schreiberinnen und Schreiber Texte präsentieren und „außerhalb ihres Freundeskreises unterschiedliche Reaktionen und konstruktive Kritik erhalten“.
Am 16. Jänner ist beim Literaturverein prolit die 1959 in Split in Kroatien geborene Autorin Alida Bremer zu Gast. Sie präsentiert ihren im Verlag Jung und Jung erschienen Roman Tesla oder die Vollendung der Kreise. „Nikola Tesla, Erfinder zwischen Genie und Wahnsinn, im heutigen Kroatien geboren, ist eine schillernde Figur im Gesellschaftsleben New Yorks um 1900 und schon zu Lebzeiten legendär. Einer seiner Bewunderer ist der junge Anton aus Zadar, der nach politischen Umtrieben von der Schule fliegt und mit zehn Dollar in der Tasche nach Amerika auswandert...
„Im Kino gewesen. Geweint.“ So lautet eine der bekanntesten Aussagen Franz Kafkas. Das Genre Film gehört seit jeher zum breiten Interessens-Spektrum im Literaturhauses. Der Filmclub von Literaturverein Leselampe und Das Kino widmet Kafka, einem leidenschaftlichen Kinogänger, in seinem Jubliäumsjahr Kafkas Welten: Den Auftakt macht am 17. Jänner ein Stummfilm-Klassiker aus 1920 Der Golem, wie er in die Welt kam von Paul Wegener und Carl Boese.
Weitere Lesungen bestreiten am 18. Jänner Doris Knecht mit Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe, am 22. Jänner Xaver Bayer und Franziska Füchsl mit Poesie & Die Straßen sind sichtbar sowie am 23. Jänner Lisz Hirn mit Der überschätzte Mensch. Am 24. Jänner steht ein Verlag im Mittelpunkt: Gefeiert werden auf Einladung der Salzburger Autorinnengruppe 35 Jahre Bibliothek der Provinz und deren Gründer Richard Pils.
„Nach elf Monaten in verschiedenen Krankenhäusern ist der bekannte österreichische Autor wieder aufgetaucht“: Am 26. Jänner liest Franz Schuh auf Einladung des Verein Literaturhaus aus seinem neuen Buch Ein Mann ohne Beschwerden. Es spielt die Pianistin Suyang Kim.
Ludwig Laher, Gerhard Ruiss und Sabine Veits-Falk folgen am 29. Jänner mit Vortrag und Diskussion O du mein Österreich! O Salzburg! Von Hymnen und Straßennamen. Diese gemeinsame Veranstaltung von GAV Salzburg, Verein Literaturhaus und Dachverband Salzburger Kulturstätten findet in zwei Teilen ab 17 Uhr im Unipark Nonntal statt.
Der Literaturverein prolit und der Fachbereich Romanistik widmen am 30. Jänner dem Autor Christophe Boltanski gemeinsam einen ebenfalls zweiteiligen Abend zu dessen Romanen Das Versteck und Die Leben des Jacob. Ein Seminar ab 17 gilt auf Französisch dem Versteck, gefolgt von einer Deutsch-Französische Lesung aus beiden Büchern.
Bilder: Literaturhaus Salzburg / Jessica Schaefer (1)
www.literaturhaus-salzburg.at