Ist das Mitgefühl oder kann das weg?
LITERATURFEST SALZBURG
26/05/21 Das 13. Literaturfest Salzburg startet heute Mittwoch (26.5.), bringt bis Sonntag (30.5.) gezählte 17 und kommt, mit Wiederholungen, auf stolze 27 Termine. Zu Gast sind etablierte und aufstrebende Autorinnen und Autoren wie Ursula Krechel, Marlene Streeruwitz, Franz Dodel, wie Vanessa Graf, Laura Schiele, Marius Schmidt oder Caca Savic. Dazu Performer, Rapper, Tänzerinnen.
Von Heidemarie Klabacher
„Welche Dynamiken entstehen, wenn man Literatur mit Performance kreuzt? Welche Diskurse sind die drängendsten, wie werden sie geführt, welche Auswirkungen haben sie? Wie gegenwärtig kann Literatur sein, wie zukunftsweisend, wie geschichtsbewusst?“ Sie haben sich einiges vorgenommen, die beiden Literaturfest-Leiter Josef Kirchner und Robert Prosser. Was das Publikum – man denkt auch schon an die kommenden Jahre – die nächsten Tag erwartet: „Eine Feier ebenso überraschender wie anspruchsvoller Literatur, die besonders in dieser schwierigen Zeit zelebriert werden soll.“
Die Eröffnung in der Szene Salzburg wird begleitet vom Ensemble Names. Die Autorin und politische Aktivistin Sharon Dodua Otoo liest aus ihrem Debütroman. Die Bachmann-Preisträgerin 201 hielt voriges Jahr die Klagenfurter Rede zur Literatur ‚Dürfen Schwarze Blumen Malen? David Schalko kommt mit seinem Roman aus dem Herz der Finsternis – aber in den Alpen. Neu im Eröffungsprogramm ist Christoph Szalay. Denn Franz Hohler musste seine Reise zum Literaturfest Salzburg leider kurzfristig absagen. Die Eröffnung heute Mittwoch (26.5.) wird in Kooperation mit FS1 – Community TV live gestreamt und kann bis einschließlich 30. Mai eine Minute vor Mitternacht nachgesehen werden.
Auffällt im Programm die Sprechstunde der Ministerin. Das „Ministerium für Mitgefühl“, ein Künstlerkollektiv „das emphatischen Widerstand leistet gegen soziale Kälte und die Verrohung der Sprache“ stellt in halbstündigen Einzelsitzungen Fragen zum Thema Mitgefühl. Ein Gast sitzt also jeweils einem Mitglied des Kollektivs gegenüber und macht mit. Auf Zoom! Gegründet wurde das „Ministerium für Mitgefühl“ 2018 im Rahmen der von „Nazis & Goldmund“ ins Leben gerufenen Konferenz „Ängst is now a Weltanschauung“ in Berlin.
Ist am Ende nur schuld, wer sich schuldig fühlt? Das ist die Leitfrage in Hans Platzgumers neuem Roman Bogners Abgang. Eine Antwort gibt – vielleicht – die Lesung am Donnerstag (27.5.) im Künstlerhaus. Hochpolitisch auch Ursula Wiegele, die in ihrem Roman Was Augen hat und Ohren von Machtausübung, Überwachung und Kontrolle erzählt „vom Rumänien der 80er Jahre bis ins heutige Italien“.
Politisch grundiert ist auch die literarische Performance Inferphonia mit Max Höfler, Jazra Khaleed, Legion Sevenund Loretta Shapiro: „Das Publikum erwartet einen Sprach- und Soundkosmos, der ebenso po-litisch wie wortmächtig ist“, verspricht das Programmheft. Versucht werde der „Brückenschlag zwischen Text und Bühne“.
„Flexen“ heißt die Textperformance in Zusammenarbeit mit dem Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum mit insgesamt vier Terminen am Freitag (28.5.) und Samstag (29.5.) am Mozartplatz Textperformance. Nach Regie und Konzept von Christina Laabs unter Mitarbeit von Albert Weilguny machen literarische Figuren von Virginia Woolf bis James Joyce mit den Gästen einen „Spaziergang, bei dem man nicht weit gehen muss, um die Stadt mit neuen Augen zu sehen“.
„Zutexten“ heißen zwei Termine mit jungen Autorinnen und Autoren, am Donnerstag (27.5.) mit Mit Vanessa Graf, GrenadineRübler und Laura SchieleKünstlerhaus und am Freitag (28.5.) mit Mit Matthias Gruber, CacaSavic und Marius Schmidt in der Stadt:Bibliothek.
Die Performance Die Infantin trägt den Scheitel links nach dem Roman von Helena Adler um Mirjam Klebel im Toihaus geht nach der Premiere in Kooperation mit dem Toihaus beim Literaturfest im Juni auf eine Salzburg Land-Tournee nach Saalfelden, Stadttheater, Tamsweg und Neukirchen. Auch einige Gäste aus dem Ausland haben es nach Salzburg geschafft, darunter der Kolumbanische Autor Juan Gabriel Vásquez, der zuletzt etwa 2018 nominiert für für die Shortlist des Man Booker-Preises.