asdf
 

Witzig

LEKTÜRE / LITERATURFEST SALZBURG / ANTON FIAN

26/05/11 „Fians Dramolette sind ein wichtiges Moment der österreichischen Literatur, mehr noch: ein witziger Einspruch wider die Gegenwart, die Fians Ahnherr Kraus bekanntlich als Widerwart bezeichnete“ Das schreibt  Karl-Markus Gauß. Auf Anton Fians geradezu schon absurd geradlinigen Tiefenanalysen im Miniaturformat im „Standard“ wartet der Zeitungsleser mit Spannung. Jetzt war er sogar selber da: Am Mittwoch (25.5.) hat Anton Fian - zusammen mit Erica Pedretti, Doris Knecht und Bas Böttcher - das fünfte Literaturfest Salzburg eröffnet. - Hier eine Leseprobe aus Fians jüngster Dramolett-Sammlung.

Von Anton Fian

(Wien 2009. Später Abend. Ein Ehepaar mittleren Alters verlässt ein Theater mittlerer Größe.)

SIE: Und? Wie hast du es gefunden?
ER: Witzig.
SIE: Das ist nicht dein Ernst, oder?
ER: Doch. Ich sage nicht, dass es nicht ernst ist, aber insgesamt finde ich es total witzig.
SIE: Also, ich finde es alles andere als witzig. Man muss schon ein Zyniker sein, um so was witzig zu finden.

(Pause. Sie gehen stumm nebeneinander her, dann:)

ER: Weißt du, was ich witzig finde? Schon wie ich gesagt habe, ich finde es witzig, war mir klar, dass du sagen wirst, du findest es alles andere als witzig.
SIE: Ach? Das findest du witzig?
ER: Ja.
SIE: Ich finde das überhaupt nicht witzig. Ich glaube, du hast überhaupt nur gesagt, du findest es witzig, weil du gewusst hast, dass ich es nicht witzig finde.
ER: Das ist nicht dein Ernst, oder?

(Usw.
Vorhang)

Mit freundlicher Genehmigung des Literaturverlags Droschl
Antonio Fian: Man kann nicht alles wissen. Dramolette V. Literaturverlag Droschl, Wien 2011. 192 Seiten, 19 Euro.
Beim Literaturfest Salzburg geht es heute Donnerstag (26.5.) weite mit Aigner, Lipus, Kögl und Händler - und um 19.30 mit dem Expertengespräch "Peter Handke heute" und der Handke-Lesung von Dörte Lyssewski im Solitär.

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014