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Es könnten auch Möwen sein oder Habichte

LESEPROBE / CHRISTOPH JANACS / DIE VÖGEL JERICHOS

28/02/17 Es scheint, als ob sich die Vögel selbst hinein verirrt haben in die Aphorismen-Welt des Christoph Janacs: „Die Vögel Jerichos“ ist nach Eigendefinition des Autors „eine hoch poetische und gleichzeitig politische Reflexion über unsere Gesellschaft, die Rolle Europas in Zeiten großer Verwerfungen und die Macht der Erinnerung. Dem Buch luegt eine CD bei: Franz Pillinger (Kontrabass) mit Eigenkompositionen und seinem Blick auf eine Schubert-Sonate.

Von Christoph Janacs

die Kormorane:
gerieten in dein Blickfeld
und so ins Gedicht.
  ich gebe schon zu:
  es könnten auch Möwen sein
  und ihre Schreie,
    doch es ist gut so:
    um jetzt weiterzukommen,
    sinds Kormorane

das fremde Gefühl,
wenn man ich sagt und nicht weiß,
wer gemeint sein mag

Habichte kommen
ins Spiel und bleiben länger,
als du gedacht hast:
  aus ihnen werden
  Tiefflieger und aus diesen
  werden Geschütze –
    lautlose Bilder,
    die dich aus dem Schlaf reißen,
    Jahrzehnte später

du hast dich geirrt
(die Erinnerung schwächelt):
es waren Falken

die Funkgeräusche,
die du immer wieder hörst,
häufiger denn je,
  die dich hochschrecken
  und nicht mehr schlafen lassen,
  bis sie Teil werden
    einer Geschichte,
    sind das Klopfen eines Spechts,
    der unsichtbar bleibt

Christoph Janacs, „die Vögel Jerichos“. Musik: Franz Pillinger. 80 Seiten, inklusive CD. Edition Tandem, Salzburg 2017, 16,50 Euro – www.edition-tandem.at
Mit freundlicher Genehmigung des Verlags

Buchpräsentation morgen Mittwoch (1.3.) um 19 Uhr in der Stadtgalerie Lehen (Inge-Morath-Platz 31)

 

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