Des Erzbischofs Berufssoldaten
BUCHBESPRECHUNG / DIE SOLDATESCA DES ERZSTIFTES SALZBURG
21/01/11 Da wird also gerade wieder über die Umwandlung des Bundesheers in eine Berufsarmee diskutiert. Ein Argument dagegen: Die drohende Überalterung. Salzburg hatte 170 Jahre lang ein Berufsheer. Als deren oberster Dienstherr, Erzbischof Colloredo, die Reihen seiner Soldatesca abschritt, war sogar ein Dreiundneunzigjähriger darunter!
Von Reinhard Kriechbaum
Die Organisationsprobleme scheinen sich also gar nicht sosehr zu ändern. Die Verjüngung war ein Thema. Und wenn man liest, was Thomas Mitterecker über Colloredos Heeresreform schreibt, so glaubt man eine Zeitung unserer Tage aufgeschlagen zu haben: Sein Verdienst sei es gewesen, "dass aus einer überalteten, teuren und schwerfälligen barocken Truppe zeitgemäß ausgestattete und ausgebildete, moderne Einheiten entstanden, die im Kriegsfall zu den wenigen verlässlichen, oftmals auch durch die Generalität gelobten Einheiten des Reichsheers in den Koalitionskriegen zählten." Der Budgetpunkt "Heer" war natürlich auch im Salzburger Haushalt ein Thema.
Auslandseinsätze? Die gab es natürlich ebenso. Was heute für das österreichische Bundesheer die Golan-Höhen oder der Dienst entlang der Grenze auf der Insel Zypern, war für die Salzburger Truppe beispielsweise der Siebenjährige Krieg, der Spanische oder der Polnische Erbfolgekrieg. Der Dreißigjährige Krieg, in dem Salzburg zu einer starken Festung ausgebaut wurde, richtete Erzbischof Paris Graf Lodron ein stehendes Heer - miles perpetuus - ein. Das war 1633. 1803, mit Ende des Fürsterzbistums als eigenständigem Staatswesen, war die Sache vorbei.
Der Historiker Thomas Mitterecker ist seit dem Vorjahr Leiter des Archivs der Erzdiözese Salzburg. Er hat für seine Dissertation, die kürzlich in Buchform vom Heeresgeschichtlichen Museum herausgebracht wurde, unendlich viel Archiv- und Dokumentationsarbeit geleistet. Die Organisationsform des Salzburger Heers, die Stärke, die Ausrüstung, die Lebensbedingungen - das alles ist hier erstmals grundlegend erforscht beziehungsweise zusammengefasst.
Was gewiss kaum einem Salzburger präsent sein dürfte: Die "Alte Türnitz", 1641 errichtet, war der älteste Kasernenbau nördlich der Alpen. Wo er stand, verrät der seinerzeit auch gebräuchliche Name "Fischmarktkaserne" - in etwa beim Fisch-Krieg, bei der Busstation. Die ehemalige "Klausenkaserne"ist noch erhalten und ein repräsentativer Bau zwischen Altstadt un Mülln, schräg gegenüber der Cecconi-Villa.