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Mit Dolch und ohne Socken

BUCHBESPRECHUNG / MANFRED BAUMANN / JEDERMANNTOD

13/08/10 Sonst stirbt der Jedermann. Diesmal stirbt der Tod. Und zwar richtig! Der bizarre Schauspieler-Mord auf der Jedermann-Tribüne ist der Ausgangspunkt für den ebenso vergnüglichen wie authentischen „Festspielkrimi“ von Manfred Baumann.

Von Heidemarie Klabacher

Jungfrauenhandel, wie in „Silentium“, gibt es keinen. Man stirbt auch nicht durch Zerstückelung oder Sturz in die Felsenreitschule, sondern elegant durch Dolchstich auf der Jedermann-Tribüne (wo eigentlich „Betreten verboten“ ist, zumindest für Nicht-Jedermänner und -Buhlschaften).

Manfred Baumann, als ORF-Journalist im Bereich Programmgestaltung/Kreativredaktion tätig, ist tatsächlich kreativ geworden. Er hat mit ebenso liebevollem, wie kritischem Blick (der korrekten und der Mozartstadt gegenüber einzig adäquaten Haltung) ein köstliches Salzburg-Porträt geschaffen: Im Detail so genau, dass man einen Wegeplan der Protagonisten zeichnen könnte, und einem die Positionierung des Pressebüros der Festspiele im Festspielhaus geradezu als Absurdität auffällt (zumindest uns Journalisten). Dafür liefern die Amtswege von Kommissar Merana durch die labyrinthischen Gänge besonders viel back-stage-Kolorit. Doch von der Kajetanerkirche kommt man wirklich nicht „quer über den Platz“ zu den Theologen (um sie zu fragen, wo Gott wohnt) - aber daran stößt sich höchstens eine Theologin.

Was die politische Situation der Stadt betrifft (Korruption und so), übertreibt Baumann hoffentlich ein wenig.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen seien rein zufällig und nicht beabsichtigt, heißt es auf dem Vorsatzblatt. Da ist die Ähnlichkeit des nur 1,65 Meter kleinen, aus Luxemburg gebürtigen, intellektuellen Festspielintendanten im Buch mit einem legendären Belgier sicher auch nur Zufall.

Martin Merana, Kommissariatsleiter der Fachabteilung „Mord/Gewaltverbrechen“ der Bundespolizeidirektion Salzburg, stammt aus dem Pinzgau und lebt seit 25 Jahren in der Stadt. Er hat jenes Säckel zu tragen, das ein Krimi-Kommissar heutzutage einfach zu tragen hat. Etwa noch nicht aufgearbeitete Trauer über den Verlust einer geliebten Frau oder ein Faible für Italienische Weine (Rezepte kommen nur wenige vor). Ein interessanter Typ, der sich nicht ins Bockshorn jagen lässt, auch wenn er sich im Kulturbetrieb wie auf einer fremden Galaxis fühlt.

Meranas Kolleginnen und Kollegen hat Autor Manfred Baumann ebenfalls pointiert gezeichnete Charaktere verliehen. Besonders sympathisch ist Abteilungsinspektor Braunberger. Die Kolleginnen und Kollegen des Ermordeten, die sich plötzlich als Zeugen zum Tod des Todes befragen lassen müssen, sind ebenfalls so anschaulich charakterisiert, dass man sich für ihre zarten Seelen und dunklen Geheimnisse alsbald zu interessieren beginnt.

Eine Referenz vor Agatha Christi darf in einem Krimi-Debüt nicht fehlen. Eine zentrale Erkenntnis trifft Merana beinahe ebenso schlagartig (und unter ganz ähnlichen Umständen), wie weiland Mrs. Marple in „Murder with Mirrors“. So was freut den Krimi-Fan, der sich seinerseits kriminalistisch betätigt fühlt. „Jedermanntod“ kommt jetzt sofort ins Regal zu den Salisburgensien.

Manfred Baumann: Jedermanntod. Ein Salzburg-Krimi. Gemeiner Verlag, Meßkirch, 2010. 372 Seiten, 11,90 Euro.

 

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