Jüngste Politik und Frauen-Perspektive
BUCH / STADTGESCHICHTE
06/02/18 Erstmals unternimmt eine Publikation auch den Versuch, die Entwicklungslinien der Salzburger Kommunalpolitik der Nachkriegszeit bis zum ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert in knapper Form nachzuzeichnen: Das neue Buch „Salzburg. Eine Stadtgeschichte“ von Peter F. Kramml, Sabine Veits-Falk und Thomas Weidenholzer.
Mehr als 90 Kurzkapitel mit über 150 zumeist großformatigen Abbildungen kommentieren Zeitabschnitte und Themenbereiche. Eine Zeittafel vervollständigt den Überblick. Der Bogen spannt sich von den ältesten Spuren der Besiedlung über die Römer- und Bischofsstadt und die erzbischöfliche Residenz- und Landeshauptstadt sowie dem Werden des „Deutschen Rom“ bis hin zur Mozart-, Kultur- und Festspielstadt plus Universitäts- und Wissensstadt der Gegenwart.
Zu den angewandten modernen Forschungsansätzen zählt der Blickwinkel der Geschlechtergeschichte, der in allen Beiträgen quer durch das Buch berücksichtig ist. Exemplarisch werden einige wichtige Entwicklungen der Frauengeschichte angesprochen, etwa für das 18. Jahrhundert im Beitrag „Salzburger Bürgerinnen und ihre Ehemänner“ oder zu Themen wie Mütter unehelicher Kinder, Frauen in der bürgerlichen Öffentlichkeit oder Frauenwahlrecht.
Der Sozialgeschichte wird in Beiträgen über Armenfürsorge und bürgerliche Stiftungen des Mittelalters genauso Rechnung getragen wie über Umgang mit Armut und Bettel in der Frühen Neuzeit. Die tiefen politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der Zeit um 1800 werden in ihrer Widersprüchlichkeit thematisiert. Den Aufbruch in die Moderne erlebten die Menschen als Periode der Entbehrungen. Weder die Säkularisierung noch die zahlreichen Herrschafts- und Systemwechsel, und auch nicht der endgültige Anschluss an Österreich sind nur positiv oder negativ zu werten.
Eingang in die Stadtgeschichte fanden zudem neue Erkenntnisse zur Geschichte des Ersten Weltkriegs und zur Stadtverwaltung der Zwischenkriegszeit mit den tiefen Einschnitten, die die Gewaltjahre 1934 und 1938 brachten. Die Ergebnisse des mehrjährigen Forschungsprojektes „Die Stadt Salzburg im Nationalsozialismus“ werden erstmals in Überblicksform dargestellt. Und auch das Migrationsarchiv wird dargestellt.
Zielpublikum des Buches sind historisch Interessierte, Schulen und Lehrende. Daher wurden auch Pläne und wichtige Stadtansichten abgedruckt. Eine Visualisierung der Römerzeit, die erste Stadtansicht im Mittelalter, Pläne und Stadtansichten zur frühen Neuzeit und zur Stadterweiterung im 19. Jahrhundert und auch ein erstes „Farbfoto“ der Stadt können nachgeschlagen werden.
Neben zentralen Urkunden und Archivalien zur Stadtgeschichte, die im Haus der Stadtgeschichte verwahrt werden, fanden auch die wertvollen Neuerwerbungen an historischen Fotos der letzten 15 Jahre, wie die Sammlung Frey mit Bildern zum Alltag im 19. Jahrhundert und das Fotoarchiv Franz Krieger mit Unikaten zur Geschichte der NS-Zeit Eingang in das neue Buch. Ein aktuelles Literaturverzeichnis bietet zum Abschluss die repräsentative Fachliteratur für weiterführende Forschungen. (InfoZ)