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Zart libste frau

MATSEER DIABELLI SOMMER / URAUFFÜHRUNGEN

18/07/16 Das alte Lied von der Liebe des „Mönchs von Salzburg“ in Liaison mit Neuem von Herbert Grassl im Gewölbe des Schlosses Mattsee – eine Uraufführung in Kooperation des DiabelliSommers mit der Internationalen Paul Hofhaymer Gesellschaft.

Von Erhard Petzel

Das bewährte Konzept der Mischung von ganz Alt mit ganz Neu steigert der Zauber des Ortes, der diesen Abend mit einem bewährten Ensemble zum besonders dichten Ereignis aufleuchten ließ, wenn der Raum den Fokus auf die ausführenden Musiker richtet und ihren Ausdruck klar und präzise trägt. Dazu kommt die Wirkung eines ausgewogen tarierten Programms.

Besonders hautnah und intensiv nimmt man hier die Virtuosität von Anne-Suse Enssles Solospiel mittelalterlicher Musik auf der Blockflöte wahr und die unerschöpfliche Unterfütterung mit unterschiedlichster Percussion durch Philipp Lamprecht, der auch zu einer einhändig zu spielenden Blockflöte greift oder mitsingt oder mit der Drehleier begleitet. Beide runden Einheiten ab und legen dazwischen den Sängern vielfältige Hintergründe mit effektvollen Spielideen.

Bernadette Furch und Bernd Lambauer harmonieren als eingespieltes Sängerpaar und kommen in den Kompositionen in ganz unterschiedliche Konstellationen. Lösen sie sich bei den einstimmigen Liebesliedern ab, treten sie in Wolkensteins „Gar wunnikleich“ im Kanon auf und singen in des Mönchs Bicinium „Wol kum, mein libstes ain“ in trauter Zweisamkeit ihres übereinander gelagerten Textes. Besonders innig ineinander verschränken sich die beiden Stimmen in zwei Vertonungen von Texten des Mönchs durch Herbert Grassl.

Die Gegenüberstellung dieser Lieder des Mönchs zu deren Neufassungen macht diesen Abend besonders spannend. „Gar leis in senfter weis“ geht über das Quartett von Sänger- und Instrumentalisten-Paar zwar nicht hinaus, dennoch braucht es Kai Röhrig als Dirigenten, um die Herausforderungen der Musik Grassls auf einem vor allem percussiv erweiterten Klangraum zu meistern, der die Struktur der Minnesang-Vorlage rhapsodisch aufbricht, sodass in der dramatischen Illustration der Szenen ein innerer Film ablaufen kann.

„Zart libste frau“, Titelgeber des Abends, ist um Geige, Horn und Harfe erweitert. Doch nicht diese an Klangraum und percussiver Bewegung aufwendige Uraufführung bildet den Abschluss des Konzerts, sondern das schlichte Original des Mönchs: Furch raffiniert einfach begleitet mit gebrochenem Bordun auf der Flöte und zwei kleinen Kessel-Päukchen. Ein besonders aparter Effekt und eine gekonnte Verneigung des heutigen Komponisten vor seinem unnahbaren Ahnen, dessen Geist die Gemeinde wohl nicht deshalb erfüllte, weil ihn Veranstalter Gottfried Kasparek in seiner Conference mit historischer Spekulation zu beschwören suchte.

Der reiche Applaus im gefüllten Saal durfte sich endlich ungehemmt Bahn brechen, nachdem man als Publikum Einheiten hätte abwarten sollen. Das wirkt vielleicht etwas hemmend bei Stücken, deren Effekt einen Applaus als logische Bewegung nach sich zieht. Aber die Kombination von Belebung mittelalterlicher Musik und darauf reflektierender Uraufführungen durch die gleichen Spezialisten hat sich in diesem Konzert wieder glückhaft bewährt.

www.diabellisommer.at

Bild: www.diabellisommer.at

 

 

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