Ewiges Licht
HOFHAIMER TAGE / HINTERGRUND / COMPANY OF MUSIC
27/05/16 Sie sind keine Unbekannten bei den Hofhaimer Tagen in Radstadt: Morgen Samstag (28.5.) ist die „Company of Music“ schon zum dritten Mal bei diesem Festival zu Gast. „Again & Again“ ist also ein durchaus passendes Motto für den Abend...
„Politische Jetzt-Musik und tröstliche Klänge für die Zeit nach dem Hier und Jetzt“, verspricht der Leiter der Company of Music, Johannes Hiemetsberger, in diesem Programm: Für dieses Danach, in dem eben die Zeit wie aufgehoben scheint, ist György Ligetis „Lux Aeterna“ gewiss gut dabei zu haben: Die Komposition für 16stimmigen gemischten Chor a cappella hat Stanley Kubrick nicht zufällig als Filmmusik hergenommen für seinen Film „2001: Odyssee im Weltraum“.
Das 1966 entstandene Werk von György Ligeti (1923-2006) galt als eine kleine Revolution für die Chormusik: schwebende Klangfelder statt transparenter Mehrstimmigkeit, Auflösung des Rhythmus' zugunsten des befreiten Raums. Der Musikologe Valerio Benz nennt die aus engen Cluster aufgebaute Musik einen „Weckruf“. Es entstehe ein Klangraum „von unendlich anmutender Ausdehnung, der gleichzeitig beängstigend und befreiend klingt. Eine religiöse Dimension, die dem Ausschnitt aus der liturgischen Totenmesse völlig gerecht wird: Lux aeterna – ewiges Licht.“ Die Herausforderung an die Sängerinnen und Sänger: „16 Einzelstimmen, jede mit ihrem eigenen Innenleben, aber kein gemeinsam fühlbares Metrum, kein Rhythmus, nichts Melodisches. Alle navigieren gewissermassen im Blindflug. Eine Aufführung ohne musikalische Leitung wird so praktisch unmöglich, die Dirigentenrolle gleicht jener eines alchemistischen Zauberers.“
Als alchemistischer Zauberer kann sich Johannes Hiemetsberger an diesem Abend auf unterschiedlicher Zeit- und Stilebenen bewegen: Pier Damiano Peretti, ein 1974 geborener Italiener, hat den Sonnengesang des Franz von Assisi vertont. Benedikt Burkhardt (1960 in Essen geboren) vermittelt in „Voce mea“ die positive Botschaft, dass Gott eben die Stimme des Rufenden nicht überhört habe. Dessen kann man sich bei Ligeti ja nicht so wirklich sicher sein. Nach „Nuits“ von Iannis Xenakis (1922-2001) ein Schwenk geographisch weit nach Norden, zu Komponisten wie den Dänen Bo Holten und Per Norgard oder zu dem Esten Veljo Tormis: Alle sind Zeitgenossen, lösen also die „Neuen Töne“ ein, wie sie die Paul Hofhaimer Tage ja immer auch bereit halten.
Seit ihrer Gründung ist die „Company of Music“ als Österreichs einziges professionelles Vokalensemble mit einem eigenen Zyklus im Wiener Konzerthaus vertreten. Man wolle „Gesungenes im breiten Spektrum und in unberechenbaren Situationen zu verkosten“, heißt es im Ensembleporträt vielversprechend, und meistens löst das Ensemble dies auch mit raffiniert gebauten Programmen ein. (dpk-krie)