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... glühend im Rosenschimmer des Abends

RÜCKBLICK / SCHUBERT IN GASTEIN / CAMERATA SALZBURG

24/09/15„'Schuberts Tempel war die Berglandschaft', schrieb der britische Musikautor Richard Capell im Schubert-Jahr 1928 in seiner Analyse der in Gastein entstandenen Lieder. Schuberts musikalische Gedanken vibrierten von so vielen wohltuenden und erhabenen Naturerlebnissen. Am 14. August 1825 war Schubert gemeinsam mit seinem Sängerfreund Johann Michael Vogl in Gastein eingetroffen.“

Von Horst Reischenböck

Das kleine feine Festival „Schubert in Gastein“ mausert sich. Louis Langrée hat im dritten Jahr „seine“ Camerata Salzburg in Gastein erstmals persönlich geleitet. Sängerinnen wie Bernarda Fink und Aleksandra Zamojska bringen Glanz.

„Wanderungen“: Das heurige Motto hätte angesichts der internationalen Begleitumstände, den ungeahnten Völkerwanderungen, nicht prophetischer gewählt werden können. „Ich bin ein Wanderer überall“, heißt es in dem Schuberts berühmter Vertonung zugrunde liegenden Gedicht „Des Fremdlings Abendlied“, das mit den tragischen Worten endet: „Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück“.

Diesmal war es doch ein Glück, dieses Lied „Der Wanderer“ op. 4/1 D 485 gleich zweimal zu erleben. Einmal einfühlsam gesungen der der Mezzosopranistin Bernarda Fink in der Preimskirche - in einer von Camerata-Mitglied Shane Woodborne geschaffenen Instrumentierung. Der Cellist und Komponist folgt damit einer Reihe berühmter Kollegen von Hector Berlioz über Franz Liszt bis hin zu Max Reger oder Benjamin Britten. Vom Idiom her durchaus „schubertisch“ war auch das selten zu hörende Lied „Auf der Riesenkoppe“ D 611, dessen Instrumentierung selbst in den eher ungewohnten Pizzikati durchaus logisch daherkam.

Bernarda Fink gab ein Schubert-Recital und einen Abend mit Carlos López Buchardo, Carlos Guastavino und Alberto Ginastera trug also auch „Exotisches“ aus ihrer argentinischen Heimat bei. Auch die Sopranistin Aleksandra Zamojska brachte in einer faszinierenden Auswahl Werke ihres Landsmanns Karol Szymanowskis „Kurpien-Lieder“ op. 58.

Es folgte die Klarinetten-Sonate Es-Dur op. 120 Nr. 2 von Johannes Brahms, die Wolfgang Klinser von der Camerata mit betörendem Ton interpretierte, um sich dann mit dem Orchesterkollegen Stefano Guarino als Pianist und der Sängerin zu Schuberts „Der Hirt auf dem Felsen“ D 965 zu verbinden. Aleksandra Zamojska war auch „Der Wanderer“ im Original zu verdanken.

Ein Ereignis der Sonderklasse war die Ausformung, die Louis Langrées beschwörende Hände der „Unvollendeten“ - Schuberts Sinfonie h-Moll D 759 zum Eröffnungskonzert in der voll besetzten Preimskirche angedeihen ließen: So spannungsgeladen, aufgeheizt in den dramatischen Durchführungsteilen beider Sätze, die dadurch noch in sich „vollendeter“ als sonst wirkten, ist das Werk selten zu hören. Ein Erlebnis! Genauso aufhorchen machte Langrées luzide Gestaltung der „Metamorphosen“ von Richard Strauss mit den ihm aufmerksam folgenden blendend disponierten Streichern der Camerata Salzburg, die in diesem Abend einmal mehr eindrucksvoll das Können all ihrer Mitglieder bewies.

Bilder: www.gastein.com / schubert.bplaced.net

 

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