Ein Zettelkasten voller poetischer Ideen
RAURISER LITERATURTAGE / LITERATURPREISE
04/04/13 „Es ist ein sagenhafter Schelmen-, ein historischer Bildungs-, ein fragmentarischer Künstler- und ein aufregender Abenteuerroman in einem.“ Matthias Senkel erhielt für seinen Debütroman "Frühe Vögel“ den Rauriser Literaturpreis. Der Rauriser Förderungspreis ging an Renate Silberer.
Matthias Senkels alternative Geschichte der Luft- und Raumfahrt faszinierte die Jury: „Es handelt sich um eine Familienchronik, die mit der Geburt des Protagonisten Theodor Leudoldt um 1871 im deutschen Kaiserreich ihren Lauf nimmt.“ Der Roman sei „in seiner formalen Avanciertheit“ mehr als eine „bloße, wenn auch bizarre, Familiengeschichte“: „Es ist ein sagenhafter Schelmen-, ein historischer Bildungs-, ein fragmentarischer Künstler- und ein aufregender Abenteuerroman in einem.“ Mit Fotografien, Comics und Zeichnungen erweitere der Autor die „medialen Mittel literarischen Schreibens“: „Sein Text enthält sowohl ein Interview als auch ein ausführliches Personenregister inklusive einer Nacherzählung der Todesumstände aller vorkommenden Figuren. Diese Lebensläufe eröffnen mit ihren vielfachen Bezügen neue Blickwinkel auf die deutsche Mentalitäts-, Gesellschafts- und Technikgeschichte.“
Der Roman verweigere sich jeglicher Gattungszuweisung, funktioniere wie ein Hypertext: „Es ist ein Zettelkasten voller poetischer Ideen, ein Roman, der die Möglichkeiten eines gedruckten Buches noch einmal ganz neu auslotet. Senkel schlägt in seinem Roman nicht nur eine alternative Geschichtsschreibung vor, sondern lädt seine Leser auch dazu ein, in seinem Werk auf eine Entdeckungsreise durch die wechselvolle Geschichte technischer Innovationen im Zeichen der Dialektik der Aufklärung zu gehen.“
Matthias Senkel wurde 1977 in Greiz (Thüringen) geboren und lebt in Leipzig. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und in Halle an der Saale, schreibt Lyrik und Prosa. Er ist Preisträger des 17. open mike (2009) und gewann für seinen Text "Peng. Peng. Peng. Peng" den Preis der taz-Publikumsjury. Der Rauriser Literaturpreis ist mit 8000 Euro dotiert. Den mit viertausend Euro dotierten Rauriser Förderungspreis erhielt Renate Silberers für ihren Text „Linie Linkshand sucht das Reh“, eine von 44 Texten zum Thema „Wege“. (LK/dpk-klaba)
Bilder: Rauriser Literaturtage / Marget Hoppe / Daniela Kickinger